Rechtsextreme KI: Glücksbärchis wehren sich gegen AfD-Propaganda

28. October 2025


Die Glücksbärchis haben gewonnen.

(Quelle: gracethang2 / Shutterstock.com | Canva)

Bis vor kurzem verkaufte der Sticker-Shop „Nette Aufkleber“ ein Motiv mit bunten Bären, das stark an die Kultmarke „Glücksbärchis“ erinnert. Auf dem Sticker war die Aufschrift „Remigrationsbärchis“ zu lesen. Dass die Glücksbärchis eigentlich „dazu inspirieren, Spaß zu haben, zu teilen und sich um andere zu kümmern“, wie es auf der Website heißt, widerspricht der Instrumentalisierung für menschenfeindliche Botschaften. Cloudco Entertainment, Lizenzinhaber der Glücksbärchis, mahnte das Unternehmen hinter Nette Aufkleber nach dem Vorfall ab. Die Sticker wurden daraufhin aus dem Shop entfernt.

Bunte Helfer aus dem Wolkenland

Die Glücksbärchis (im Original „Care Bears“) sind Zeichentrickfiguren aus den 1980er-Jahren, die vor allem für die gleichnamige Fernsehserie bekannt wurden. Inzwischen hat sich die Kultmarke längst zu einem Franchise entwickelt, das neben Filmen, Serien und Videospielen auch eine große Auswahl an Merchandisingartikeln umfasst.

Die Folgen der Kinderserie laufen meist gleich ab: Die Hauptaufgabe der kleinen, bunten Bärchis aus dem „Herzbärchiland“ hinter den Wolken besteht darin, Menschen in Not zu helfen. Dabei lesen sie die Emotionen der Menschen mit ihrem „Gefühlsbarometer“ und vertreiben anschließend negative Gefühle mit dem „Glücksstrahl“.

Vom Bundestag zum Sticker-Verkauf

Neben den zweckentfremdeten Glücksbärchis findet man im Sticker-Shop zahlreiche weitere menschenfeindliche Motive – oft mit der Aufschrift „Remigration“. Remigration ist ein Euphemismus der Neuen Rechten und meint millionenfache Abschiebung, auch von deutschen Staatsbürger*innen. Außerdem vertreibt die Website Sticker, auf denen hochrangige AfD-Politiker*innen wie Björn Höcke und Alice Weidel abgedruckt sind. Auf einem Sticker heißt es: „Alice für Deutschland“, ein mittlerweile in der Szene etablierter, versteckter Verweis auf die NS-Parole „Alles für Deutschland“.

Bis vor kurzem war Roger Beckamp (AfD) im Impressum der Website angegeben. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete wirbt auf Social Media regelmäßig für den Sticker-Shop. Auffällig: Fast alle der dort erhältlichen Sticker scheinen mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellt worden zu sein.

Nicht ganz so nette Aufkleber. (Quelle: Screenshot Website.)

Der KI-Stratege der AfD

Nach seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter von 2021 bis 2025, mit der auch die damit einhergehende parlamentarische Immunität endete, verschwand Beckamps Name aus dem Impressum. Zwar ist sein Name immer noch im Facebook-Profil des Sticker-Shops zu finden, auf der Website selbst ist mittlerweile jedoch die Tannwald Media UG in Vertretung durch Gründer und Geschäftsführer Alexander Kleine angegeben.

Der Leipziger Rechtsextremist zählte zu den führenden Akteuren der völkischen Identitären Bewegung. Seit einiger Zeit fungiert er als Social-Media-­Stratege im Vorfeld der AfD. 2024 engagierte die AfD Kleine als Wahlkampfhelfer.

Ein weiterer zentraler Akteur in der rechtsextremen KI-Propagandawelt ist das fiktive Profil „Wilhelm Kachel“. Die generierten Inhalte folgen stets einer für die Neue Rechte klassischen Ästhetik: Die Inszenierung der künstlich generierten Personen ist meist traditionell, völkisch, idealisiert und blond. Die rebellisch-moderne Darstellung soll vor allem ein junges Publikum ansprechen.

(Quelle: Screenshot Instagram.)

Auf dem Instagram-Profil von Kachel findet sich neben einem Verweis zu Nette Aufkleber wieder die Tannwald Media UG im Impressum.

KI als unreguliertes Propagandawerkzeug

Künstliche Intelligenz lässt sich ideal als kostengünstiges und effizientes Werkzeug nutzen, um rechtsextreme Botschaften zu verbreiten – das weiß die AfD zu nutzen. Die Wahrheit braucht es dazu längst nicht mehr, wo künstliche Intelligenz jede erdenkliche Alternativrealität schaffen kann. So zeigt sich ein zentrales Problem: Generative KI ist in weiten Teilen nach wie vor stark unreguliert und kann sogar gegen Copyright verstoßen. Die tapferen Glücksbärchis zeigen derweil, wie man sich dagegen wehrt.

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