Kölner Karneval bringt 850 Millionen Euro Umsatz – Studie zeigt: Fastelovend boomt wie nie zuvor

30. October 2025



Kölner Karneval bringt 850 Millionen Euro Umsatz – Studie zeigt: Fastelovend boomt wie nie zuvor

Der Kölner Karneval ist längst mehr als ein paar Tage Ausnahmezustand – er ist Wirtschaftsmotor, Kulturerbe und emotionaler Anker für eine ganze Stadt. Das zeigt eine aktuelle Studie, die das Festkomitee Kölner Karneval bei der Boston Consulting Group (BCG) und der Rheinischen Hochschule Köln in Auftrag gegeben hat.

Die Ergebnisse sind eindrucksvoll – sie stammen auch aus einem Umfeld, dem naturgemäß daran gelegen ist, die Bedeutung des Karnevals herauszustreichen. (Foto: Festkomitee Kölner Karneval)

Dennoch liefern die Daten ein dichtes Bild: Die Wirtschaftskraft des Kölner Karnevals ist seit der letzten Erhebung 2019 um rund 40 Prozent gestiegen. In der Session 2024/25 wurden 850 Millionen Euro umgesetzt – so viel wie nie zuvor.

❤️ Kölns beliebtesten Newsletter abonnieren – Stadion-Ausmalbild kostenlos erhalten ✅

❤️ Kölns beliebtesten Newsletter abonnieren – Stadion-Ausmalbild kostenlos erhalten ✅

850 Millionen Euro Wirtschaftskraft – 250 Millionen mehr als 2019

Seit der letzten umfassenden Analyse im Jahr 2018/19 ist der wirtschaftliche Effekt des Kölner Karnevals um 252 Millionen Euro gewachsen – von 596 auf 848 Millionen Euro. Damit sichert das Fest laut Studie heute rund 6.500 Arbeitsplätze in der Region. Besonders stark profitieren die Bereiche Tourismus, Gastronomie und Veranstaltungen, die allesamt Rekordwerte erreichen.

Allein die Hotellerie verzeichnete in der vergangenen Session 470.000 Übernachtungen – rund 90.000 mehr als vor der Pandemie. Der Umsatz im Bereich Tourismus und Unterkunft stieg um 72 Prozent, Veranstaltungen und Feiern legten sogar um 70 Prozent zu. „Der Karneval folgt dem Trend, das Hier und Jetzt zu erleben – fast alle Formate erreichen Rekordwerte“, heißt es in der Analyse von BCG.

Auch die Gastronomie profitiert, wenn auch unter erschwerten Bedingungen: Der Umsatz kletterte um 38 Prozent auf 355 Millionen Euro, während sich zugleich Kosten für Personal, Sicherheit und Lebensmittel massiv erhöhten. Das schlägt sich in den Preisen nieder – ein Kölsch kostet inzwischen im Schnitt 2,30 Euro statt unter 2 Euro vor wenigen Jahren.

Mehr Besucher – aber auch steigende Preise

Die Forscherinnen und Forscher von BCG betonen: Das Wachstum des Karnevals beruht nicht allein auf höherem Konsum, sondern auch auf der allgemeinen Kostenentwicklung. Eine kumulierte Preisinflation von über 20 Prozent, in der Gastronomie sogar über 30 Prozent, treibt die nominale Wertschöpfung zusätzlich.

Ein Drittel des Umsatzanstiegs ergibt sich jedoch aus realem Mehrverbrauch: mehr Gäste, mehr Veranstaltungen, mehr Tickets. Rund 2,1 Millionen Menschen besuchten die Karnevalszüge, 1 Million waren bei Sitzungen und Bällen.

30.000 Ehrenamtliche und unzählige Vereine halten den Fastelovend am Laufen – und generieren damit jedes Jahr eine Wertschöpfung, die der einer mittleren Industriebranche gleicht.

Aus dem Verliebt in Köln-Shop:

Karneval als gelebte Identität – 95 Prozent sehen kulturelles Highlight

Neben den wirtschaftlichen Zahlen untersuchte die Rheinische Hochschule Köln in einer Online- und Straßenbefragung mit über 5.600 Teilnehmenden, wie der Karneval wahrgenommen wird. Das Ergebnis: Der Fastelovend ist tief in der kölschen Identität verankert.

  • 95 Prozent sehen den Karneval als wichtigen Beitrag zur Pflege der kölschen Kultur und Sprache.
  • 94 Prozent halten ihn für einzigartig und kulturell unvergleichlich.
  • 78 Prozent bezeichnen den Karneval als Teil ihres Lebensinhalts.
  • 9 von 10 Befragten sagen, dass der Karneval ihr Gefühl der Verbundenheit zu Köln stärkt.

„Der Kölner Karneval ist kein Event. Er ist gelebte Identität“, sagt Professorin Silke Schönert von der Rheinischen Hochschule Köln. Der Karneval stifte Gemeinschaft, bewahre Traditionen und sei ein emotionaler Anker für Freundschaft, Werte und Zusammenhalt.

Vom Problemthema zum Gemeinschaftsritual

Noch 2019 war der öffentliche Diskurs stark von Kritik geprägt – Stichworte wie Müll, Alkohol und Lärm dominierten die Wahrnehmung. Heute hat sich der Blick verschoben: Der Karneval wird laut Studie zunehmend als integratives, interkulturelles Ereignis erlebt, das Generationen und Kulturen verbindet. Über 85 Prozent der Befragten gaben an, sich während des Karnevals willkommen zu fühlen.

Das Fest ist damit mehr als Brauchtumspflege – es ist ein gesellschaftliches Ritual, das Zugehörigkeit stiftet. „Köln ohne Karneval? Unvorstellbar!“, lautet das fast einhellige Fazit der Befragten.

Kritik an der Stadt: „Sie soll nicht nur mitfeiern“

Trotz der positiven Bilanz sehen viele Jecken Nachholbedarf bei der Stadt Köln. Nur 6 Prozent halten das bisherige Engagement der Stadt für ausreichend. Rund 30 Prozent wünschen sich deutlich mehr Einsatz, 25 Prozent fordern stärkere finanzielle Unterstützung.

„Die Stadt soll nicht nur mitfeiern, sie soll mehr Verantwortung übernehmen“, fasst Professorin Schönert zusammen. Kritik gibt es auch an steigenden Gebühren, mangelnder Sicherheit und fehlenden Angeboten für Jugendliche.

Zukunft: Jugend, Inklusion, gelebte Tradition

Für die kommenden Jahre zeichnen die Studienautoren ein klares Zukunftsbild: Der Karneval soll sich stärker an den Bedürfnissen junger Menschen und von Menschen mit Behinderungen orientieren.

  • 51 Prozent wünschen sich mehr Veranstaltungen für Jugendliche.
  • 48 Prozent plädieren für mehr inklusive und barrierefreie Angebote.
  • 86 Prozent fordern eine stärkere Einbindung lokaler Traditionen und Bräuche.

Damit richtet sich der Blick nicht nur auf wirtschaftliches Wachstum, sondern auf die Weiterentwicklung des Karnevals als kulturelles Erbe.

„Ein Aktivposten für die Stadt – aber auch eine Herausforderung“

„Die Wirtschaftskraft des Karnevals hat sich stark weiterentwickelt und ist ein absoluter Aktivposten für die Stadt Köln“, sagt Dr. Dennis Utzerath, Managing Partner bei BCG. „Fast alle Veranstaltungsformate werden stärker besucht denn je, aber auch die Kosten und Preise für die Feiernden sind kräftig gestiegen.“

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn warnt: „Die Masse des Karnevals wird immer noch von Zehntausenden Ehrenamtlichen getragen. Gleichzeitig explodieren die Kosten für Personal, Sicherheit und Produktion. Wir brauchen kreative Lösungen, um das nicht-kommerzielle Brauchtum langfristig abzusichern.“

Die vom Festkomitee beauftragte Studie zeichnet ein überwiegend positives Bild: Der Kölner Karneval wächst, begeistert und verbindet. 850 Millionen Euro Umsatz, Millionen Gäste und eine fast vollständige Zustimmung in der Bevölkerung sprechen eine klare Sprache.

Zugleich bleibt die Perspektive zu bedenken – schließlich stammt die Analyse von Institutionen, denen an einer starken Außendarstellung des Karnevals liegt.

Unabhängig davon zeigt sich: Der Fastelovend ist nicht nur eine Party, sondern ein Stück kölsche Seele – und eine Aufgabe, die Zukunft braucht.

Kommentiere diesen Artikel (Antwort abbrechen)

Verliebt in Köln
Hier den Artikel weiter lesen…