Neschwitz: AfD-Sympathisant verliert Wahl – obwohl er allein auf dem Zettel stand

25. September 2025

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Neschwitz: AfD-Sympathisant verliert Wahl – obwohl er allein auf dem Zettel stand

von Thomas Laschyk | Sep. 24, 2025 | Aktuelles

In der sächsischen Gemeinde Neschwitz bei Bautzen haben engagierte Bürger ein kleines Demokratie-Wunder vollbracht. Bei der Bürgermeisterwahl am 7. September stand nur ein einziger Kandidat offiziell auf dem Stimmzettel – ausgerechnet ein AfD-naher Bewerber namens Scholze, bekannt als Montagsspaziergänger. Doch anstatt ihm kampflos das Feld zu überlassen, schrieben die Wähler kurzerhand andere Namen auf ihren Wahlzettel. Von 677 gültigen Stimmen entfielen auf ihn nur 327. Die zweitmeisten Stimmen erhielt Juliane Mazalla (105), dann Anett Pötschke (67).

Möglich war das durch eine besondere Regel im sächsischen Kommunalwahlrecht (§ 43): Steht nur eine Bewerberin auf dem Stimmzettel, dürfen Wähler eigene Vorschläge handschriftlich ergänzen. Auf diese Weise „entnazifizierten“ die Neschwitzer Bürger ihren Wahlzettel – sie entzogen dem rechten Kandidaten nicht die absolute Mehrheit, indem sie dutzendfach Alternativen eintrugen.

Scholze landete somit zwar auf Platz 1, stand aber ohne Mehrheit da. Jetzt müsste es eigentlich in die zweite Runde und eine Stichwahl gehen. Die Stimme des Volkes hat den Rechten offenbar so geärgert, dass er kurzerhand beschlossen hat, sich ganz zurückzuziehen. Er zog seine Kandidatur ganz zurück – ob beleidigt oder beschämt, wissen wir nicht.

AfD-Kandidat zieht zurück – Stichwahl mit leerem Stimmzettel

Damit kommt es am 28. September zu einem kuriosen zweiten Wahlgang: Auf dem Stimmzettel steht nun gar kein Name mehr. Die Wähler erhalten einen leeren Wahlzettel, auf dem sie erneut frei einen Namen eintragen dürfen. Drei Interessenten – darunter Mazalla und Pötschke – haben bereits öffentlich signalisiert, dass sie für das Bürgermeisteramt bereitstehen. Offiziell dürfen sie zwar nicht mehr als Kandidatinnen auf den Stimmzettel, weil sie im ersten Wahlgang nicht angetreten waren. 

Doch de facto werben nun alle drei darum, von den Neschwitzer Wählern per Hand eingetragen zu werden. Die Entscheidung fällt also buchstäblich auf dem Papier: Gewählt ist, wessen Name die meisten handschriftlichen Nennungen erhält. Nach den Regeln genügt im zweiten Wahlgang bereits die einfache Mehrheit – eine Stimme mehr als die Konkurrenz entscheidet diesmal. Wild!

Dieser Fall zeigt eindrücklich, wie lebendig die Demokratie auf kommunaler Ebene sein kann. Anstatt frustriert zu Hause zu bleiben, haben genügend Bürger ihre Stimme genutzt und einen Rechten verhindert.

Die Wahlbeteiligung lag immerhin bei 47 % – fast jeder Zweite im Ort hat sich an der Entscheidung beteiligt. Das ist beachtlich für eine kleine Gemeinde und entscheidend dafür, dass der rechte Kandidat scheiterte. Engagement und Wählengehen haben hier ganz direkt etwas bewirkt: Ein AfD-naher Bewerber wurde verhindert, obwohl er als einziger auf dem Stimmzettel stand. So geht Demokratie! Dieser Sieg der Wähler zeigt, dass auch scheinbar alternativlose Situationen demokratisch gelöst werden können, wenn genug Menschen Verantwortung übernehmen.

Viele AfD-Wahlniederlagen bleiben unerzählt

Und es ist nicht einmal der einzige Fall: In Oettersdorf in Thüringen stand auch nur ein AfD-naher Kandidat auf dem Stimmzettel und sonst niemand. Von den 382 gültigen Stimmen fielen aber nur 156 auf ihn. 107 bekam Dirk Kühnel, den die Bürger alle auf den Zettel geschrieben hatten. Auch in Thüringen ist das möglich. Jetzt gehen die beiden in eine Stichwahl.

Der Triumph von Neschwitz steht exemplarisch für eine ganze Reihe jüngster Wahlniederlagen der AfD, über die kaum jemand spricht. Die AfD verliert derzeit nämlich eine Wahl nach der anderen – oft selbst dort, wo man es nicht erwarten würde. Erst am vergangenen Sonntag ging ihr Oberbürgermeister-Kandidat in Potsdam mit nur 13 % der Stimmen unter. Auch in Frankfurt (Oder) sowie drei weiteren Städten in Brandenburg hagelte es Wahlschlappen für die Rechtspopulisten. 

Und selbst in ihren ostdeutschen Hochburgen kommt die AfD bei lokalen Wahlen ins Straucheln. In Meißen fiel kürzlich der von der AfD unterstützte Neonazi mit nur rund 30 % deutlich durch, obwohl die Partei dort bei überregionalen Wahlen teils 40 % geholt hatte. Im sächsischen Diehra-Zehren erlebte die AfD ein Desaster mit nur 10 % der Stimmen – sie ging dort komplett unter. Diese Beispiele aus den letzten Wochen zeigen: Die vielbeschworene „blaue Welle“ der AfD ist alles andere als unaufhaltsam. Wo immer Demokraten sich einig zeigen und zur Wahl gehen, hat die AfD am Ende oft das Nachsehen.

Das soll keine Entwarnung sein

Das soll keine Entwarnung sein – die Gefahr durch den Rechtsruck bleibt real. Doch jede vereitelte AfD-Kandidatur ist ein Zeichen dafür, dass der Kampf um unsere Demokratie noch lange nicht verloren ist. In Neschwitz hat eine engagierte Bürgerschaft bewiesen, dass man selbst unter schwierigen Umständen rechte Kandidaten verhindern kann.

Solche Geschichten verdienen mehr mediale Aufmerksamkeit, anstatt nur auf die Umfragehochs der AfD zu starren. Auch die (noch so kleinen) Erfolge der Demokratie über den Rechtsextremismus haben einen Nachrichtenwert! Ständig von der scheinbaren Unaufhaltsamkeit der AfD zu lesen, verzerrt das Bild und entmutigt die demokratische Mehrheit. Dabei zeigen Fälle wie Neschwitz, dass die große Mehrheit der Menschen diese Partei eben nicht will und aktiv versucht, ihre Erfolge zu verhindern. Das heißt nicht, dass die AfD nie an die Macht kommen kann. Aber dass man sie (noch) stoppen kann!

Fazit: Mutmachende Demokratie-Geschichten statt AfD-Hype

Neschwitz zeigt, dass die Demokratie wehrhaft ist und dass rechte Erfolge keineswegs unvermeidlich sind, solange genügend Demokraten aktiv bleiben und parteiübergreifend zusammenhalten. So geht Demokratie! Und es liegt an unseren Medien, auch mehr solcher Geschichten zu erzählen – hilf mit dabei, indem du diese Geschichte teilst! Wer auf Bluesky ist, kann dort Hoywoj folgen, der derartige Fälle sammelt und uns auch auf diesen Fall aufmerksam gemacht hatte.

Artikelbild: canva.com. Teile des Artikels wurden mit maschineller Hilfe ausformuliert. Wie Volksverpetzer KI verwendet

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