Klimaleugner Vahrenholt blamiert sich mit Schwindel-Vortrag über Windkraft

15. September 2025

Fritz Vahrenholt tourt mit dem immer gleichen Vortrag gegen Windräder und die Energiewende durch den Südwestenwo Windenergieanlagen geplant sind. Er ist damit einer der intellektuellen Stichwortgeber zahlreicher Anti-Windkraft-Bürgerinitiativen. Daher haben wir uns seine „Argumente“ mal vor Ort bei einem dieser Vorträge angesehen. Er manipuliert seine Zuhörer mit einer Mischung aus Auslassung, Halbwahrheiten und gezieltem Verschweigen von Zusammenhängen. Teilweise driftet er in Verschwörungstheorien ab. Dabei lassen sich seine Argumente leicht mit Fakten entkräften. Was für ein Fail für Vahrenholt. 

Klimaleugner haben nur eine Handvoll Wortführer

Einer davon ist Vahrenholt. Er war mal Umweltsenator in Hamburg und wechselte danach in Energiekonzerne, um Ende der 1990er die erneuerbaren Energien bei Shell und RWE aufzubauen. Damals stiegen die großen Energiekonzerne in Geschäfte wie Solarpanelproduktion ein, stießen aber diese Geschäftsbereiche dann auch wieder ab. 

Inzwischen arbeitet er als Aufsichtsrat bei einem Kupferhersteller, gilt als „Klima-Sarrazin“ und tingelt durch rechte YouTube-Kanäle, mit „steilen Thesen“ und hält die immer gleichen Vorträge nicht nur im AfD-Umfeld. 

Vahrenholts neue Klima-Leugner-Fails: Die eigene Quelle widerspricht seinem Fake!

Er ist rhetorisch gut und sein Schwindel und seine Verkürzungen orientieren sich meistens an einem Kernchen an Wahrheit. Aber das ist umgeben von falschen Zusammenhängen, cleveren rhetorischen Tricks, geschicktem Infragestellen des menschengemachten Klimawandels, Verächtlichmachung von Wissenschaft und Politik, besonders der Grünen, und dem üblichen „aber China“-Argument. Man merkt auch, dass er sich seine Meinung offenbar vor gut 30 Jahren gebildet hat und seitdem kaum noch Updates an seinem Weltbild vornimmt. So sind die Kosten für erneuerbare Energien seitdem massiv gesunken.

Die „Regionalgruppe Gegenwind 2.0 Oberes Bregtal“ ist eine der Ortsgruppen der Desinformations-Organisation Vernunftkraft. Vom Finanzamt sind sie als gemeinnützig anerkannt. Zusammen mit dem ehemaligen Professor Eduard Heindl hatte sie Vahrenholt eingeladen. Die Festhalle hatte ihnen der CDU-Bürgermeister von Furtwangen, Josef Herdner, kostenfrei überlassen, was er gemäß § 14 der Benutzungsordnung darf, es sei eine „politische Bildungsveranstaltung“. 

Von Bildung keine Spur 

Zunächst durfte die lokale Anti-Windkraft-Bürgerinitiative auftreten – solche Gruppen gibt es fast überall, wo neue Windräder geplant sind. Unterstützung erhalten sie von überregional professionell organisierten Anti-Wind-Gruppen wie der LANA oder eben „Vernunftkraft“.

Deren Vertreter waren rhetorisch Schwarzwälder Hausmannskost und brachten auch die üblichen und zigfach widerlegten Einwände. Dazu folgende Fakten:

Eine Seilbahn verschandelt die Landschaft. (Dahinter ein Windrad), Foto: Sebastian Müller

Kurzum: Windkraft sei angeblich die „Zerstörung der Heimat“ – angesichts der Tatsache, dass für den Braunkohletagebau tatsächlich ganze Dörfer abgebaggert wurden, absurd.

Und überhaupt werde man auch „von den Medien“ nicht ernst genommen, dabei berichtet die Lokalzeitung ausführlich.

Es ist kein deutscher Sonderweg

Und dann liefert Vahrenholt auch genau das, was ein Großteil des Publikums hören wollte: „Ich habe meinen Mitarbeitern verboten, Windkraftwerke im Wald zu bauen“ – und das wirkt. Ein Großteil des Schwarzwalds ist Wirtschaftswald, gewissermaßen eine Monokultur aus Bäumen. So kann er darauf verweisen, dass er mal als Windkraftentwickler gearbeitet hat. Inzwischen ist er jedoch bei einem Kupferhersteller und der will hauptsächlich billigen Strom, am besten aus alten, abgeschriebenen Atomkraftwerken, denen er hinterhertrauert. 

Heute werden die meisten Solaranlagen mit einer Batterie kombiniert, um auch nachts Strom zu liefern. Die Lacher im Saal hat Vahrenholt trotzdem auf seiner Seite, wenn er mit so plumpen „Aussagen“ kommt, wie: „Und nachts scheint die Sonne in der Regel nicht.“ – Ein schwaches Argument, denn nachts wird, auch weniger Strom gebraucht. Weil die meisten Menschen schlafen und die meisten Fabriken stillstehen. Aber mit Batterien, die gerade die Energiewende verändern wie ein Tsunami, hat er es ohnehin nicht so.

Unser Gasnetz gehört in Teilen privaten Investoren. Vahrenholt ignoriert das gekonnt und nennt es einfach „Volksvermögen“. Klingt doch gleich besser. Unser Gasnetz bringt uns übrigens auch nichts, wenn Putin den Gashahn abgedreht hat. Und unser Vermögen, das wir ihm für Gas überlassen haben, steckt nun in seiner Armee, die unter anderem Drohnen nach Polen schickt:

BSW und AfD leugnen russische Drohnen in Polen

Vahrenholt hat nur veraltete Argumente

Überall in der Welt werden Erneuerbare zugebaut. Vahrenholt lebt aber offenbar in einer Parallelwelt: „Es gibt kein Land der Welt, das den deutschen Weg geht.“ – Ähm, ne. Einige Beispiele zum Draufklicken: Windausbau in Texas, Finnland, Frankreich, Chile, China oder Indien. In Dänemark, Litauen, Luxemburg, Uruguay, Irland, Portugal und dem UK hatte Windenergie 2023 übrigens einen größeren Anteil an der Stromgewinnung als in Deutschland

Wie enorm Vahrenholt in der Vergangenheit lebt, sieht man daran: Sogar in Island gibt es jetzt Windkraftwerke. 2024 gab’s dann auch die Erlaubnis für die erste Windfarm mit 30 Rotoren, die 2026 in Betrieb gehen soll. Vahrenholt behauptet einfach: „In Island würde man nie auf den Weg kommen, Windenergie zu machen“ – bis in jüngster Vergangenheit war Windkraft in Island keine Notwendigkeit, weil man so viel Geothermie hatte, aber es gab jetzt eine Studie im Auftrag des Parlaments, und siehe da: „The research has shown that weather conditions in Iceland are especially advantageous, and the utilisation factor on land is among the highest recorded.“ Wetterbedingungen sind in Island besonders vorteilhaft.

Ja, die Energiebilanz, um ein Elektroauto zu bauen, ist etwas größer als die eines Benzinautos, aber es ist im Betrieb, wenn man es mit erneuerbarem Strom lädt, sehr schnell deutlich umweltfreundlicher als ein Benzinauto„Im Kern hat Sinn beim Diesel stets Best-Case-Szenarien, beim E-Auto aber Worst-Case-Szenarien angesetzt“, schreibt das keineswegs linksgrüne Kampfblatt Wirtschaftswoche über widerlegte Berechnungen von Hans-Werner Sinn. (Studie dazu) Varenholt wiederholt die Fake News trotzdem:

„Die (= Chinesen) erzeugen bei der Batterieerzeugung so viel CO₂ wie ein Dieselfahrzeug nach 100 000 km“, lügt er über E-Autos. Obwohl der CO₂-Fußabdruck auch noch immer besser wird. E-Autos haben natürlich eine bessere Bilanz als Verbrenner.

Tja Vahrenholt, China überholt uns gerade

Auch sonst wurde immer wieder insinuiert, man müsse wegen des zusätzlichen CO₂‑Ausstosses in China ja mehr oder weniger nichts machen. Blöd nur, dass die chinesischen CO₂-Emissionen 2024 sanken, dort Windkraftanlagen mit einer Leistung von 80 Gigawatt und Solaranlagen mit einer Leistung von 278 Gigawatt ans Netz gingen. Mehr als in Deutschland überhaupt installiert ist! China installiert gerade mehr Wind und Solar als der Rest der Welt zusammen. Vahrenholts Argumente stammen auch hier eher aus dem vorherigen Jahrhundert als aus der Realität.

Genau da kommen wir zur großen Leerstelle im Vortrag von Vahrenholt: Während er zu Recht darauf hinweist, dass Wasserstoffstrom teuer sein wird – lustigerweise hat er ausgelassen, dass auch Stromspeicherung mit Wasserstoff teuer werden wird –, hat er völlig die enormen Fortschritte in der Batterietechnologie der letzten 10 Jahre „vergessen“ – für einen promovierten Chemiker aus der Energiewirtschaft höchst verwunderlich. Wahrscheinlich, weil man durch günstige Batterien, die jetzt schon viele Leute im Haushalt haben, nicht nur das Netz entlasten könnte, Geld sparen oder die abendliche Nachfragespitze verkleinern könnte und diese eben das Problem der stetigen Erzeugung weitgehend löst. Im von „grüner Ideologie“ freien Texas machen sie es halt so.

Windradflügel zerbröseln nicht

Windräder verlieren im Laufe ihres Lebens etwas Material durch den Wind, der sie umströmt. Die Industrie gibt hier etwa 1 kg Abrieb pro Jahr und Blatt an. Das ist plausibel, schon weil sich die Windräder sonst gar nicht wirtschaftlich betreiben ließen. Vahrenholt sind diese Fakten egal, er behauptet, dass ein Windrad jedes Jahr satte „150 kg bis 300 kg Abrieb“ erzeuge.

Abrieb ist ein Lieblingsthema der Windkraftgegner, es kommt quasi an jeder Veranstaltung vor. Alte Windräder (etwa Enercon E66) haben etwa 13,5 t Flügelmasse. Wenn nach 20 Jahren 6 t fehlen, dann wäre vom Flügel nicht mehr viel übrig.

Als ich kürzlich auf dem Rosskopf war, habe ich mir die alten Flügel angeschaut. Die sind 20 Jahre alt und sehen aus wie neu. Eine derart massive Abrasion müsste man ja irgendwo sehen. Daher sind die massiven Zahlen kaum haltbar. Deutlich mehr Abrieb wird übrigens durch Autos verursacht.

Du willst nicht der letzte sein, der noch mit Gas heizt

Damit der Übergang in die Zeit, in der wir unsere Häuser ohne Gas heizen, geordnet verläuft, hat die Bundesregierung die Abschreibungsmöglichkeiten für Gasnetze verkürzt. 

Vahrenholt schwindelt: „Regierung plant Zerstörung unseres Gasnetzes“, auch das ist wiederum eine perfide Unterstellung. Wenn die Menschen statt Gas mit Wärmepumpe und Fernwärme heizen, dann werden die Gasverteilnetze im Boden überflüssig. Das wird aufgrund der steigenden Gaspreise wegen Emissionshandel auf jeden Fall passieren.

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Das Problem ist: Stellen wir uns mal eine Straße mit 10 Einfamilienhäusern vor. Am Anfang heizt jedes Haus mit Gas. Drei Hausbesitzer stellen auf Wärmepumpe um – wodurch sie schon heute Geld sparen – und kappen ihren Gasanschluss. Der Gasverbrauch sinkt um ca. ⅓. Und der Versorger muss, um die Kosten des Gasnetzes einzuspielen, die Preise erhöhen.

Was wiederum mehr Leute dazu bringen wird, aus Gas auszusteigen. Am Ende bleibt ein Gasnetz mit wenigen Verbrauchern, die sich einen Umstieg nicht leisten können, steigenden Netzentgelten und möglicherweise einzelnen Energieversorgern, die in die Insolvenz gehen. Um hier nicht „stranded assets“ zu erzeugen, steuert „die Regierung“ und verändert Abschreibungsmöglichkeiten und das ist sinnvoll. Je länger du mit dem Wechsel weg von Gas wartest, desto teurer wird es für dich. Desinformationsverbreiter wie Vahrenholt möchten dich dazu hereinlegen.

CO₂ nicht so gut für Pflanzenwachstum

Den Höhepunkt erreichte der Vortrag, als Vahrenholt einen lauten Brummton abspielte und behauptete, der sei angeblich an einem Ort aufgenommen worden, an dem zwei Windräder eine Interferenz bilden und sich aufschaukeln. Klar ist, dass ein solcher Ton aus einem Lautsprecher, sicher nicht die reale Belastung, wenn es sie denn gibt, darstellen kann.

Der Vortrag endete mit einem Klassiker von Vahrenholt: Zweifel am menschengemachten Klimawandel, auch der schon x-Mal widerlegt. CO₂ sei ja irgendwie gut fürs Pflanzenwachstum, es gebe gar keinen so richtig guten Beleg für den Zusammenhang zwischen dem CO₂-Gehalt der Atmosphäre und Erwärmung und überhaupt stelle er ja nur Fragen. Blablabla.

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Bloß: Das wiegt bei weitem nicht die Nachteile auf: Mehr Trockenstress, höhere Temperaturen und Extremniederschläge sind für alle Lebensformen auf der Erde eine Herausforderung. Es hilft nicht, wenn eine Pflanze, die schneller wachsen könnte, das nicht kann, weil sie kein Wasser hat.

Alle diese Mythen von Vahrenholt sind nicht neu, aber auch schon zigmal widerlegt, sie stammen im Grunde aus alten  Büchern von ihm und in seinem Wikipedia-Artikel gibt es sogar eine extra Überschrift dazu:

“In der Fachwelt wurden die Thesen Vahrenholts einhellig verworfen. Zudem äußerten mehrere Wissenschaftler, die im Buch Die kalte Sonne zitiert wurden, um die dort aufgestellten Thesen zu stützen, sie seien falsch wiedergegeben worden.”

Fazit: „In der Fachwelt wurden die Thesen Vahrenholts einhellig verworfen.“

In seinen Vorträgen und Büchern pickt Vahrenholt geschickt die Statistiken und Aussagen heraus, die seine Thesen stützen, schneidet Grafiken passend ab oder lässt schlicht Dinge einfach weg. Dabei sind seine Thesen einfach mit gesundem Menschenverstand widerlegbar.  

Das war an diesem Abend so, das ist so in seinen Büchern. Gleichzeitig ist er rhetorisch so geschickt, dass er die richtig extremen und plumpen Aussagen weglässt und aufgrund der Mischung aus Professorentitel, Manager und eleganter Kleidung mehr oder weniger seriös wirkt.

Die Lösungen, die er präsentiert, sind Fracking in Deutschland und alte Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen – was selbst die Energieversorger nicht wollen. Dem Großteil der Leute, die ihm zuhören, gefällt es, denn das validiert ja ihre Abneigung gegen Windräder.

Seine Rhetorik erinnert an eine Alice-Weidel-Veranstaltung, die ich vor vielen Jahren ebenfalls im Schwarzwald besucht habe: komplizierte Fachbegriffe, um clever zu klingen, verächtliche Mahnung von „der Politik“, gelegentlich eine Zote fürs einfache Volk zum Lachen und keine Lösung.

Das Windräder-Geschwurbel von Weidel ist noch peinlicher als du denkst

Würde man es wohlwollend formulieren, dann könnte man sagen, Vahrenholt hat vor 10 bis 15 Jahren aufgehört, sich über erneuerbare Energien und die Energiewende zu informieren, und „berät“ auf diesem Stand.

Er unterschlägt völlig die Chance und schürt nur Angst. Wenn es Deutschland gelingt, die Energiewende erfolgreich zu vollziehen, ist das eine große Möglichkeit, Wissen und Produkte zu exportieren und unabhängig von kostspieligen Energieimporten zu werden. Und neue Ideen sind wichtig für den Standort Deutschland.

Würde man ihm Absicht unterstellen, dann käme man zum Schluss, er betreibe im Interesse von fossilen Kräften Sabotage an der Energiewende. Damit diese möglichst lange mit Gasnetzen und konventioneller Energie Profite machen können.

Es ist aber wichtig, seine Thesen zu kennen und auch sie zu widerlegen. Schließlich werden sie haufenweise von NIMBY-Anti-Wind-Bürgerinitiativen und rechten Politikern wiederholt. Teile diesen Text, um zu zeigen, dass auch die besten Anti-Wind-Argumente leicht widerlegt werden können.

Das dubiose Lobby-Netzwerk hinter Anti-Windrad-Bürgerinitiativen

Titelbild: Screenshot Video BI Gegenwind Straubenhardt

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