Die Immunabwehr: mehr als nur Abwehrzellen und Antikörper

Medizinische Schutzausrüstung mit Maske, Stethoskop und Blutwert-Testkits für hygienische und sichere Gesundheitspflege.

10. October 2025

Die Immunabwehr: mehr als nur Antikörper und Abwehrzellen

Wie psychische, soziale und behaviorale Abwehrprozesse unsere Gesundheit beeinflussen – eine Buchempfehlung

von Ulrike Gebhardt7 Minuten

Immunsystem neu gedacht von Christian Schubert

Das Immunsystem ist weit mehr als die Summe aller Abwehrzellen, Botenstoffe und Antikörper, die Erreger und Krebszellen bekämpfen. In seinem neuen Buch „Immunsystem neu gedacht“ beschreibt der Mediziner, Psychologe und Psychotherapeut Christian Schubert eindrücklich, dass unsere Gesundheit nicht nur von biologischen, sondern ebenso von psychischen, sozialen und das Verhalten betreffenden (behavioralen) Abwehrprozessen beeinflusst wird.

Seit Jahrzehnten erforscht Schubert als Psychoneuroimmunologe an der Medizinischen Universität Innsbruck das Wechselspiel zwischen Körperabwehr und Psyche beziehungsweise neuronalen Prozessen. In seinem aktuellen Buch übt er auch Kritik an der vorherrschenden technisierten Medizin. Sie agiere in einer eindimensionalen Scheinwelt, in der allein das Materielle zähle und der Mensch mit seiner individuellen Lebensgeschichte aus dem Fokus verschwinde.

Grundlage für die etwas andere Betrachtung des Immunsystems bildet das biopsychosoziale Modell, das der US-Mediziner George Libman Engel (1913 bis 1999) in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte. Er unterschied hierarchisch angeordnete Schichten, die sich alle gegenseitig beeinflussen: zuunterst die Biologie, darüber die deutlich komplexere Psyche und darüber schließlich hochkomplexe soziale Prozesse.

Schuberts Buch schaut aus diesem Blickwinkel auf das Immunsystem. Wenn man die Immunabwehr als den „Wächter an der Grenze zwischen Selbst und Nicht-Selbst“ betrachtet, fällt nicht nur die Reaktion des Körpers auf die Angreifer (das Nicht-Selbst) vielschichtig aus, auch die Angreifer selbst sind es. Die gegenwärtige Medizin klammere diese Faktoren und Dynamiken jedoch weitestgehend aus, so Schubert.

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