25. October 2025
Wer durch die Gereonsstraße läuft, bemerkt ihn oft erst auf den zweiten Blick: einen abgeschlagenen Kopf aus Stein, direkt vor der Basilika St. Gereon. Die eindrucksvolle Skulptur erinnert an eine der ältesten Legenden der Stadt – die Geschichte des heiligen Gereon, eines römischen Soldaten, der für seinen Glauben den Tod wählte. (Foto: Cecil Bautz)
Ein Soldat widersetzt sich
Die Überlieferung führt zurück in die Zeit der Christenverfolgung im Römischen Reich. Gereon soll Anführer einer Einheit gewesen sein, die als „Thebäische Legion“ bekannt wurde. Von Ägypten aus zog sie am Rhein entlang bis nach Köln – im Auftrag Kaiser Diokletians, um gegen Christen vorzugehen. Doch Gereon und seine Gefährten waren selbst Christen.
➡️ Vor Kaiser Maximian verweigerten sie den Befehl, legten die Waffen nieder – und wurden dafür zum Tode verurteilt.
Der Kaiser ließ zunächst jeden zehnten Mann enthaupten. Als sich die übrigen weiterhin weigerten, befahl er die vollständige Hinrichtung. Die Leiber der Soldaten sollen in einen Brunnen geworfen worden sein. Wo genau das geschah, darüber erzählen die Legenden Unterschiedliches: genannt werden sowohl Köln-Ehrenfeld als auch das Gräberfeld vor den Toren der Stadt – dort, wo heute St. Gereon steht.
Die Blutsäule und das Gräberfeld
➡️ Noch heute zeigt die Kirche eine sogenannte „Blutsäule“, an der das Blut der Märtyrer gespritzt sein soll. Auch wenn vieles Legende ist: Archäologische Funde beweisen, dass an dieser Stelle tatsächlich ein frühchristliches Gräberfeld lag.
Ab dem 4. Jahrhundert entstand dort ein erster Kirchenbau, später mehrfach erweitert und umgestaltet. Bis heute gilt St. Gereon als eine der ältesten und architektonisch außergewöhnlichsten Kirchen Kölns – ihr ovaler Grundriss und das hohe Dekagon sind einzigartig.
Verehrung am Rhein
Die Erinnerung an Gereon verbreitete sich spätestens im Mittelalter. Seine Gebeine werden in der Krypta von St. Gereon verehrt, weitere Städte am Rhein – etwa Bonn und Xanten – knüpfen ihre Märtyrertraditionen an dieselbe Überlieferung.
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➡️ Die Geschichte der Thebäischen Legion wurde so zu einem festen Teil der christlichen Erinnerungslandschaft entlang des Rheins.
Ein Blick auf Kölns Vergangenheit
Der steinerne Kopf vor der Basilika erfüllt heute genau das, was er soll: Er macht neugierig. Er zwingt zum Hinschauen, zum Fragen – und öffnet damit ein Fenster zu einer Zeit, in der Köln noch römische Garnisonsstadt war.
- Viele Spaziergänger gehen achtlos vorbei, doch wer kurz stehen bleibt, entdeckt ein Kapitel Stadtgeschichte, das älter ist als die meisten Bauten ringsum.
Was bleibt, ist eine Legende über Gewissen, Mut und Loyalität – und ein sichtbares Stück Erinnerungskultur im Straßenraum. Beim nächsten Bummel durch die Innenstadt lohnt es sich, einen Moment länger vor St. Gereon zu verweilen: Der Kopf erzählt mehr über Köln, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
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