Lasst uns verkrustete Altersbilder sprengen

Verwitterte alte Fotos mit Moosbewuchs, nostalgischer Atmosphäre, vintage Dekor, historische Erinnerungen, Lindweiler.
Lesezeit
3 Minuten
Datum
2 Oktober 2025
Ach, du wirkst aber schon erwachsen. Oh, du bist ja grau geworden. Egal ob jung oder alt, oft arbeiten wir uns als Altersbildern ab, wenn wir Menschen einordnen. Schluss damit, sagt Gründer Robert Eysoldt, wir sollten einfach schauen, was jede:r kann und will unabhängig vom Geburtsdatum.

Mit Ihrer Initiative Age Bombs wollen Sie unser Denken über Alter in die Luft jagen. Was läuft denn falsch? 

Robert Eysoldt: Wir sprechen viel zu einseitig über Alter, weil wir dem Thema häufig ausweichen. In der Schule lernen wir es nicht, in Unternehmen meiden wir es. Denn dann müssten wir uns mit unserer Endlichkeit auseinandersetzen. Wo stehe ich gerade in meinem Leben, was habe ich noch vor? Solche Fragen verunsichern uns. Das spiegelt sich in der Sprache. Oh, du bist ja grau geworden. Oder umgekehrt: Oh, du siehst gar nicht aus wie sechzig. Wir packen unser eigenes Lebensalter in ein Koordinatensystem des Vergleichs. Ah, geht noch. Oder andersrum bei Jungen: Du wirkst aber schon sehr erwachsen. Na bitte. Doch die klare Trennung zwischen Alt und Jung verschwimmt längst. Es gibt genauso aktive Ältere wie antriebslose Jüngere. Und die gewohnte Abfolge – Ausbildung, Arbeit, Ruhestand, Tod – löst sich ja zunehmend auf. Das macht einerseits frei, andererseits unsicher. Wir müssen endlich lernen, offen über Alter zu sprechen. Und sollten dabei gleich die Generationenklischees über Bord werfen. Nur so bringen wir alle Altersgruppen an einen Tisch. Denn die großen Probleme von Arbeitskräftemangel bis Klimakrise können wir nur gemeinsam lösen. 

Boomer, Gen X, Y, Z – die Kategorien taugen nichts?

Individuell sicher nicht, denn Alter ist nur ein Datenpunkt von vielen, um sich auf einer Karte zu positionieren. Wenn man sein eigenes Alter anschaut, sieht man ja sofort, wie unterschiedlich die Gleichaltrigen sind. Herkunft, Bildung, Stadt oder Land, Beruf, kulturelles Umfeld – es gibt unendlich viele andere Dinge, die uns prägen. Daher fühlen wir uns bei einigen Themen stärker mit Menschen aus anderen Altersstufen verbunden als mit Gleichaltrigen. Generationenlabels sind so angestaubt wie VHS-Kassetten im Netflix-Zeitalter. Sie sind nichts als ein Schubladensystem.

Was schlagen Sie vor?

Nehmen wir Unternehmen: Lasst Kategorien wie Alter fallen. Erprobt Teams aus Menschen mit ähnlicher Energie, unterschiedlichen Fähigkeiten und einfach Lust auf Neues. Egal ob sie 30 oder 50 sind, egal in welcher Rolle sie stecken, wie lange sie schon fürs Unternehmen arbeiten und…

Foto: Yves Sucksdorff

Robert Eysoldt, Gründer von Age-Bombs

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