Herdecke: So widerlich verhöhnen AfD-Fans den Messerangriff auf SPD-Politikerin Stalzer

Herdecke: Protest gegen AfD-Fans während eines Messergreifs auf eine SPD-Politikerin in Herdecke.

8. Oktober 2025

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Herdecke: So widerlich verhöhnen AfD-Fans den Messerangriff auf SPD-Politikerin Stalzer

von Thomas Laschyk | Okt. 7, 2025 | Aktuelles

Die frisch gewählte Bürgermeisterin von Herdecke, die SPD-Politikerin Iris Stalzer, wurde heute Opfer eines Messerangriffs. Während noch nichts bekannt ist, verhöhnen Rechtsextreme das Opfer und versuchen, die Tat bereits zu instrumentalisieren für ihren Hass.

Bisher ist wenig über die Tat bekannt

Bislang ist über den Messerangriff auf die neu gewählte Bürgermeisterin von Herdecke, Iris Stalzer, nur sehr wenig bekannt. Nach übereinstimmenden Medienberichten wurde sie bei einem Messerangriff vor ihrem Haus heute schwer verletzt. Die Hintergründe, das Motiv und die genauen Umstände sind bisher unklar. Auch wer der oder die Täter sind, ist bisher nicht bekannt. Es kursieren online viele Behauptungen, doch keine davon ist derzeit verifiziert. Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen aufgenommen. Mehr kann man im Moment seriös nicht sagen – und genau deshalb sollte man auch nicht spekulieren. Doch natürlich wird das gemacht – und NIEMAND kann so früh seriös irgendetwas sagen. Dennoch wird der Vorfall wieder von rechts aufs Widerlichste instrumentalisiert.

„Da trifft es mal nicht die falschen“

Während Behörden um Aufklärung bemüht sind, nutzen rechte Hetzer und AfD-nahe Accounts den Angriff bereits für ihre eigene Agenda. In einschlägigen Telegram-Gruppen, Kommentarspalten und auf Facebook wird der Vorfall ausgeschlachtet, ins Lächerliche gezogen oder gar bejubelt. Die Recherchegruppe „DieInsider“ hat noch viele weitere dokumentiert, und diese Volksverpetzer bisher exklusiv zukommen lassen. Man muss jedoch wirklich nicht lange suchen, um Dutzende derartiger Beiträge überall zu finden.

Besonders perfide ist, dass viele dieser Personen den Angriff natürlich sofort mit Migration in Verbindung bringen. Und der SPD-Politikerin Stalzer dann sogar in rechtsextremer Logik selbst die Schuld daran geben. Obwohl natürlich nichts bekannt ist, Unter einem Post der AfD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, die den Angriff immerhin ausdrücklich verurteilt, entlarven die Kommentare die tatsächliche Gesinnung vieler Anhänger.

Zwischen Beileidsbekundungen finden sich dort Dutzende hasserfüllte Kommentare. Einer schreibt: „Vielleicht hat sie einen unbegleiteten Jungen aus Syrien oder Afghanistan adoptiert.“ Ein anderer meint, „Sozen werden hier nicht gebraucht“. Wieder andere spotten, sie hätte „eine Armlänge Abstand halten sollen“. Eine AfD-nahe Frau kommentiert, „jetzt bekommt das Wort Stichwahl eine ganz neue Bedeutung“. Andere schreiben: „Das kommt davon, nur dumme Schafe suchen sich ihre Schlächter selber aus“ oder „Sowas kommt von sowas, hat mal jemand seine eigene Medizin geschmeckt“. Sogar offene Schadenfreude findet sich: „Der ist das zu gönnen.“

„Wie bestellt, so geliefert“

Unter dem Beitrag eines AfD-Politikers stehen Kommentare wie: „Wie bestellt, so geliefert“ und die Behauptung, dass es „vor 2015“ nicht gegeben hätte, um das falsche, rassistische Narrativ zu bedienen, dass mehr Migration zu mehr Kriminalität geführt hat, was faktisch falsch ist. Tatsächlich waren die Jahre zwischen 2017 und 2022 sogar die sechs Jahre mit der niedrigsten Kriminalität in der deutschen Geschichte.

Diese Beiträge sind teilweise die meistgelikten Kommentare unter den Beiträgen der AfD oder AfD-Politikern, die nur manchmal Bedauern und Mitgefühl ausdrücken.

Wer von dem Hass bei der AfD so überrascht ist, dem sei gesagt: Das ist dort brutaler Alltag. Unter den AfD-Seiten und ihren Gruppen wird täglich gehetzt, gelogen, Mord und Tod gewünscht, sich der Holocaust herbeigesehnt und der Sturz der Regierung. Das ist die alltägliche Hetze in diesen Gruppen, die wir seit Jahren dokumentieren.

AfD-Alltag: „Hirnlose Nachgeburt“, „Alte Drecksmade“, „Wixxer abknallen!“

Die Instrumentalisierung fängt sofort an

Damit zeigen sie, wie widerlich sie menschliches Leid instrumentalisieren, um ihre rassistische Erzählung zu nähren. Sie brauchen keine Fakten – sie brauchen nur Anlässe, um ihr Weltbild zu bestätigen. Diese Reflexe sind längst automatisiert: Wenn ein Verbrechen passiert, wird sofort Migration ins Spiel gebracht, egal ob es irgendeinen Bezug gibt oder nicht. Das Ziel ist immer dasselbe: Hass normalisieren, Rassismus etablieren, den gesellschaftlichen Diskurs vergiften.

Diesen rassistischen Beißreflex zeigte auch der rechtspopulistische Polizist Manuel Ostermann, der auch ohne die Hintergründe zu kennen, behauptet, die Ursache für den Vorfall zu wissen:

Der rechte Hass muss gestoppt werden – denn er mündet in Gewalt

Im Moment ist noch nichts über die Hintergründe des Angriffs bekannt. Niemand weiß, wer der Täter ist oder warum er gehandelt hat, oder ob es mehrere Täter waren, wie auch im Raum steht. Alle Spekulationen sind unseriös und helfen niemandem – im Gegenteil, sie machen Aufklärung schwerer und dienen nur dazu, Vorurteile zu schüren. Der Fall zeigt einmal mehr, wie schnell rechtsradikale Akteure menschliches Leid ausnutzen, um ihre Hetze zu verbreiten. Es gibt inzwischen Hunderte solcher Kommentare, die offen Hass, Häme oder Rassismus zeigen. Schaut unter jedem Beitrag dazu und überzeugt euch selbst.

Dieser Fall erinnert daran, wie gefährlich diese Verrohung ist. Wie zutiefst indoktriniert die Menschen inzwischen sind, dass ihnen Aufklärung und Fakten völlig egal sind. Und dieser Hass bleibt nicht im Netz. Worte werden irgendwann zu Taten. Und man darf bei aller Empörung über diesen Angriff nicht vergessen, dass die meiste politische Gewalt in Deutschland weiterhin von Rechtsextremen ausgeht. Genau die Milieus, die jetzt über Iris Stalzer hetzen, bejubeln oder den Angriff missbrauchen, sind der Nährboden, aus dem solche Gewalt immer wieder entsteht. Nicht die Hautfarbe eines Täters, den man bisher noch nicht einmal kennt.

Artikelbild: Alex Talash/dpa

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