30. September 2025
TikTok Symbolbild.
(Quelle: Pixabay und Canva)
Netiquette
Damit sich die Mitglieder sicher und respektvoll austauschen können, ist die Festlegung klarer Regeln unerlässlich. Auch, um die Erwartungen an das Verhalten der Mitglieder zu definieren. Insbesondere für destruktive Fälle, in denen keine strafrechtliche Relevanz vorliegt, ist die Festlegung interner Grenzen hilfreich, um sich auf diese Hausregeln berufen zu können. Regeln und Richtlinien für die spezifische Community sind meist in der Netiquette des jeweiligen Community Managements festgehalten. Wir setzen auf leicht verständliche Regeln, die die wichtigsten Verhaltensstandards abdecken:
- Als pre:bunk-Team wünschen wir uns auf unserem Profil und in den Kommentaren einen respektvollen Umgang miteinander. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen und Austausch miteinander. Wir möchten eine demokratische Debattenkultur fördern und sind selbstverständlich offen für Kritik, Fragen und Anmerkungen.
- Jedoch werden wir als Projekt Hassrede, persönliche Beleidigungen und antidemokratische Kommentare nicht dulden. Dies gilt nicht nur uns gegenüber, sondern auch gegenüber anderen Nutzer*innen. Je nach Schwere des Vorfalls behalten wir uns vor, Kommentare auch nicht auszuspielen bzw. Accounts zu blockieren. Wurdet ihr von uns verwarnt, bitten wir euch, eine Pause zu machen und an einem anderen Tag wieder vorbeizuschauen.
- Auch Inhalte wie Spam und Werbung werden wir entfernen. Wenn wir uns gezwungen sehen, Kommentare zu entfernen, werden wir in den Kommentaren darauf hinweisen, sodass transparent wird, wann und warum ein Beitrag entfernt wurde.
Erreichbarkeit
Ein sehr wichtiger Aspekt von Digital Streetwork ist die transparente Darstellung der verlässlichen Erreichbarkeit auf dem Account/Profil. Diese sollte immer leicht auffindbar notiert sein. Wenn Community Management mit pädagogischen Aspekten kombiniert wird, muss dies auch dafür gelten. Insbesondere für Adressat*innen in akuten Krisensituationen kann es enorm wichtig sein zu wissen, wann die Mitarbeiter*innen da sind und wann sie mit Antworten rechnen können. Zudem kann auch auf anderweitige Projekte verwiesen werden, bei denen rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres jemand erreichbar ist (z.B. Kriseneinrichtungen, Online-Krisenberatung), sodass Adressat*innen sich in höchster Not an diese wenden können. Ebenso können hier Hinweise auf staatliche Stellen, insbesondere auf Polizei und Rettungsdienste, eingebunden und Beispiele für Hilfsansuchen angeführt werden, bei denen unabdingbar und unmittelbar eine derartige Institution verständigt werden sollte.
Da das Projekt pre:bunk im Rahmen einer üblichen Lohnarbeit ausgeführt wird und in seinen Arbeitszeiten nicht 24/7-Notfall- oder Kriseneinrichtungen gleicht, ist der Account nicht sieben Tage die Woche 24 Stunden am Tag erreichbar. Unser Team arbeitet zumeist montags bis freitags. Wir versuchen, private Nachrichten innerhalb von 48 Stunden zu beantworten. Das kann aber – z. B. wegen Urlaub; Krankheit oder anderer Umstände – nicht immer funktionieren. Bei dringenden Anliegen empfehlen wir den Nutzer*innen für die Kontaktaufnahme unsere Mailadresse ds@amadeu-antonio-stiftung.de und kennzeichnen das auch entsprechend auf der Webseite. Zudem sind wir zu festen Zeiten auf verschiedenen Plattformen aktiv. Wenn Nutzer*innen in diesem Zeitraum dort mit uns in Kontakt treten, dann können wir direkt kommunizieren. Aktuelle Zeiten und bespielte Plattformen der allgemeinen Digital Streetwork der Amadeu Antonio Stiftung können der Homepage entnommen werden.
Rolle als Community Manager*in
Ein*e Community Manager*in ist das Bindeglied der Community. Er*sie spielt eine zentrale Rolle bei der Betreuung der Mitglieder und ist für den reibungslosen Ablauf und den Austausch innerhalb der Community verantwortlich. Die Aufgaben sind vielfältig und reichen von der Moderation von Diskussionen über die Erstellung von Inhalten bis hin zur Entwicklung von Strategien zur Mitgliederbindung. Der*die Community Manager*in sollte die Bedürfnisse und Wünsche der Community-Mitglieder beobachten, kennen und verstehen. Er*sie ist der Mittelpunkt, der die Community zusammenhält.
Welche Fähigkeiten und Qualitäten benötigt ein*e Community Manager*in? Empathie ist von entscheidender Bedeutung, um die Bedürfnisse der Mitglieder zu erkennen und darauf einzugehen. Außerdem verlangt es Organisationstalent, den Überblick über Inhalte, Diskussionen und Aktivitäten zu behalten. Schließlich kann der*die Community Manager*in durch Proaktivität und Engagement die Community motivieren und inspirieren.
Rolle als Pädagog*innen und in der Online-Radikalisierungsprävention
In der pädagogischen Kommunikation – egal ob One-to-Many oder One-to-One – greifen auch im Rahmen des Community Managements die Minimalstandards, welche wir uns im pre:bunk-Konzept gesetzt haben.
- Wir arbeiten auf Augenhöhe und akzeptierend: Wir nehmen unsere Adressat*innen ernst in ihren Anliegen, in der Krise oder in dem Zustand, in dem sie sich befinden, und bemühen uns darum, dass sich die Situation mindestens nicht verschlechtert.
- Wir verstehen uns in Teilen als Digital Streetworker*innen und sehen uns in der professionellen Tradition der Streetwork: Wir respektieren die Regeln, die Standards und auch die Geschichte, aus der sie kommt, und tragen diese weiter in einen gesellschaftsrelevanten Raum im Internet – TikTok.
- Als Digital Streetworker*innen verstehen wir uns als eine menschenrechtsorientierte Profession: Wir wissen um die Vulnerabilität der Zielgruppen in unserer Arbeit sowie um die Extraktionsmechanismen von Plattformen und um die Datenerzeugung, die wir mit erstellen. Wir sehen Datenschutz nicht nur individuell, sondern auch kollektiv. Wir lobbyieren daher für mehr Schutz von vulnerablen Gruppen, die von neuen Technologien und ihren negativen Begleitmechanismen besonders betroffen sind und weniger von ihnen profitieren. Menschenrechte gelten für unsere Profession der Streetwork auch im Internet und erfahren durch uns eine aktive Vertretung, insbesondere in der Netzpolitik.
- Wir verstehen uns bei allem, was wir im Rahmen der Digital Streetwork tun, als medienbildnerisch und demokratievermittelnd: Wir tragen dazu bei, dass soziale Normen in ungesteuerte digitale Räume kommen. Wir arbeiten partizipativ, vermittelnd, intervenierend, erklärend oder auch präventiv. Wir arbeiten für den digitalen gesellschaftlichen Zusammenhalt.
- Wir sehen und verstehen, dass es auch Grenzen der Digital Streetwork gibt: Nicht alle Standards aus der klassischen Offline-Streetwork sind für Digital Streetwork auf TikTok übertrag- und umsetzbar.
Wir orientieren uns darüber hinaus, insbesondere im Falle einer Beratung/Intervention im Einzelkontakt o.ä., am Kinder- und Jugendschutz, an den rechtlichen Grundlagen für die Jugend(sozial)arbeit (SGBVIII), an der DSGVO sowie an sozialarbeiterischen und pädagogischen Grundlagen, Methoden und Konzepten – kurzum: an unseren eigenen Standards, die wir über viele Jahre entwickelt und ausgearbeitet haben.
Zur besseren Orientierung, wie wir als Digital Streetworker*innen im Rahmen von Online-Radikalisierungsprävention gut handeln können, welche Haltung wir einnehmen und wie das wirken kann, haben wir eine Übersicht entworfen.
Für umfassende Informationen zu unserer pädagogischen Arbeitsweise im Rahmen von Digital Streetwork, u.a. zum Thema Schutz der Nutzer*innen im privaten One-to-One-Kontakt, zu Datenschutz, Vertraulichkeit, Transparenz, zum ethischen Rahmen, zur Professionalität der Fachkräfte und ihrer Reflexion der eigenen Rolle, zu Digital Streetwork als Radikalisierungspräventionsansatz, zur Sozialen Diagnostik, zu jugendlichen Sozialisationsprozessen in Online-Räumen, zum rechtlichen Rahmen von Digital Streetwork und zu vielen weiteren Aspekten kann in zwei Grundlagenpublikationen nachgelesen werden.
