Wissenschaft zu Parkinson: Was diese Kölnerin über Sprachstörungen herausfinden möchte

Wissenschaft zu Parkinson: Was diese Kölnerin über Sprachstörungen herausfinden möchte

Rundschau |

Wissenschaft zu ParkinsonWas diese Kölnerin über Sprachstörungen herausfinden möchte

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An ihrem Arbeitsplatz: Dr. Tabea Thies forscht als Phonetikerin an der Uniklinik Köln.

Copyright: Nabil Hanano

Erfolg für eine Kölner Wissenschaftlerin: Tabea Thies von der Uniklinik Köln erhielt den Innovationspreis der Parkinson Stiftung. Das will sie damit machen.

„Parkinson schlägt sich auf alle Muskelgruppen nieder. Die Patienten atmen nicht mehr so gut, aber auch Zunge und Lippen sind nicht mehr so beweglich“, sagt Dr. Tabea Thies. Die 31-jährige Phonetikerin untersucht an der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Uniklinik Köln den Zusammenhang zwischen Sprechen und der neurodegenerativen Erkrankung. Noch steht sie am Anfang, doch durch einen Förderpreis der Parkinson Stiftung kann ihre Forschung nun Fahrt aufnehmen. 100.000 Euro Fördergeld fließen in das Projekt „Sprechmotorische Biomarker bei Morbus Parkinson“.

Veränderte Sprechmuster gehören zu Parkinson wie die typischen Symptome Zittern, verlangsamte Bewegung und erhöhte Muskelspannung. „Das Sprechtempo verlangsamt sich, die Sprache wird undeutlicher, leiser und monotoner, auch die Sätze werden kürzer“, zählt Thies die typischen Sprechmerkmale auf. Diese Merkmale sollen mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) als Biomarker systematisiert werden. Dazu lesen die Menschen in einer Schallschutzkabine einen Text, bilden Laute und machen eine Bildbeschreibung.

Die Phonetikerin möchte die sprechmotorischen Biomarker so weit analysieren, dass sie mithilfe von KI erkannt und in Beziehung zum Stadium der Erkrankung gesetzt werden können. Damit könnte auf lange Sicht auch eine Früherkennung von Parkinson möglich sein. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass Veränderungen im Sprechen schon weit vor den anderen Symptomen von Parkinson feststellbar sind“, sagt Thies. Beispielsweise dann, wenn Menschen an der REM-Schlaf-Verhaltensstörung leiden. Bei dieser Störung sind Traumphasen zum Beispiel von heftigen Bewegungen begleitet. Mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung gilt das Risiko, viele Jahre später an Parkinson zu erkranken, als erhöht.

Vielversprechender Ansatz

Auch wenn Parkinson derzeit noch nicht heilbar ist und lediglich die Symptome vor allem medikamentös in Schach gehalten werden können, ist eine Früherkennung wichtig, um gegenzusteuern. Ein weiterer Einsatzbereich bei der Entschlüsselung und Systematisierung der sprechmotorischen Besonderheiten bei Parkinson liegt in der Überwachung und Individualisierung der Therapie. Veränderungen in den Sprechmustern könnten in Beziehung gesetzt werden zum Status des Patienten. So würde geschaut, wie stark einerseits die Grob- und Feinmotorik beeinträchtigt ist, und wie sehr die Sprechweise verändert. Ebenso kann überprüft werden, inwieweit Therapien anschlagen.

Ist die Sprache beeinträchtigt, kann mit Logopädie gegengesteuert werden. „Bisher nehmen Parkinson-Patienten viel zu spät Logopädie in Anspruch“, erklärt Thies. Dabei halte gerade das Sprechen Menschen im gesellschaftlichen Alltag und in der Kommunikation.

Dass Sprechstörungen Parkinson-Patienten stark beeinträchtigen, ist auch die Erfahrung von Professor Michael Barbe, der die AG Bewegungsstörungen und Tiefe Hirnstimulation an der Klinik und Poliklinik für Neurologie leitet. „Wir hoffen, dass die Forschungsergebnisse von Tabea Thies in die Therapie einfließen und sie individualisieren“, sagt Barbe. Das sei zwar noch Zukunftsmusik, aber vielversprechend.

Wer als Proband die Forschung unterstützen möchte, meldet sich per Mail an tabea.thies@uk-koeln.de.

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