Verkehrsversuch Einbahnstraße: Geschäftsleute auf Venloer Straße verzeichnen Umsatzrückgänge

Verkehrsversuch Einbahnstraße: Geschäftsleute auf Venloer Straße verzeichnen Umsatzrückgänge

Rundschau |

Verkehrsversuch EinbahnstraßeGeschäftsleute auf Venloer Straße verzeichnen Umsatzrückgänge

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Ruhiger soll es nach dem Willen von Politik und Verwaltung auf der Venloer Straße werden – und damit auch attraktiver für Kunden.

Copyright: Hans-Willi Hermans

Die Venloer Straße in Ehrenfeld gilt als eines der beliebtesten Veedelszentren Kölns. Geschäftsleute hadern jedoch mit dem Verkehrsversuch.

Bei einigermaßen gutem Wetter und speziell an Wochenenden und Feiertagen war die Venloer Straße schon in den vergangenen Jahren ein einziges Wimmelbild. Aber da geht noch was, die Bürgersteige sind derzeit an solchen Tagen überfüllter als je zuvor, die Außengastronomie scheint rascher zu expandieren als das Universum.

Schon im Herbst vergangenen Jahres zeigte eine von der Stadt in Auftrag gegebene Befragung, dass die Venloer Straße zu den beliebtesten Veedelszentren Kölns zählt: 86 Prozent der Passanten verteilten die Noten „gut“ oder „sehr gut“.

Venloer Straße: Geschäftsleute beklagen Umsatzeinbruch

Nicht befragt wurden Geschäftsleute, die mit dem Verkehrsversuch Venloer Straße und speziell mit der Einbahnstraßenregelung hadern. „An Sonntagen, wenn die Sonne scheint, ist alles in Ordnung, aber an grauen Werktagen, so zwischen 11 und 12 Uhr, ist die Straße tot, das war früher anders“, sagt der Betreiber eines Restaurants an der Venloer Straße, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Seine Gespräche mit Einzelhändlern, Dienstleistern und Gastronomen hätten ergeben, dass sie einen Umsatzeinbruch von „je nach Branche 20 bis 40 Prozent“ beklagen.

Diese Stimmung ist der Verwaltung bekannt. Deshalb hatte das Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) und der Handwerkskammer zu Köln (HWK) zu einem Workshop in den Pfarrsaal von St. Josef geladen. Im Rahmen der breit angelegten Öffentlichkeitsbeteiligung zum Verkehrsversuch sollte mit den Geschäftsleuten über Themen wie Kundenparkplätze, Lieferverkehr und Ladezonen diskutiert werden.

Venloer Straße: Ladezonen für Lieferverkehr oft blockiert

Politiker oder Pressevertreter waren nicht eingeladen, „um eine produktive und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre zu schaffen“, wie es in der Ankündigung hieß. Zum Workshop erschienen allerdings nur sechs Geschäftsleute, die zusammen mit Verwaltungsvertretern und Vertretern von IHK und HWK Verbesserungsvorschläge erarbeiteten.

So sollen die Ladezonen für den Lieferverkehr häufiger kontrolliert werden, weil dort oft Privatfahrzeuge abgestellt werden. Auch das Anwohnerparken in der Tiefgarage des Barthonia-Forums müsse über finanzielle Anreize schmackhaft gemacht werden. Damit die Anwohner dort ihre Wagen abstellen und auf den Straßen mehr Platz für Kunden-Fahrzeuge bleibt. Für die sollen auch zusätzliche Kurzzeitparkplätze geschaffen werden.

Einbahnstraßenregelung auf Venloer Straße: Viele Kunden bleiben weg

Für den Gastronomen, der beim Workshop dabei war, klingt das alles nicht nach dem großen Wurf. Er unterstellt, dass das Schicksal der Geschäftsleute „niemanden wirklich interessiert.“ Denn mit der Einführung der Einbahnstraßenregelung hätten Bezirksvertretung und Verkehrsausschuss nun einmal die Reduzierung des Verkehrs beabsichtigt.

„Dafür habe ich Verständnis, denn die Straße war früher gefährlich. Aber man hätte über andere Lösungen reden sollen. Wegen der Einbahnstraße bleiben nun viele Kunden weg, weil sie nur noch über Umwege zu den Läden kommen. Das ist zwangsläufig so.“

Gestaltungsworkshop für Verkehrsversuch Venloer Straße

Volker Spelthann bezweifelt, dass diese Resignation begründet ist, die wohl auch in der geringen Zahl der Teilnehmer am Workshop zum Ausdruck kam. Widersprüche zwischen den Bedürfnissen etwa von Radfahrern, Fußgängern und Geschäftsleuten sieht er nicht: „Mit der Einbahnstraßenregelung wollen wir die Venloer Straße ja ruhiger und damit attraktiver für Kunden machen“, so der Bezirksbürgermeister.

„Und die Verwaltung betreibt einen großen Aufwand, um die Kritikpunkte aufzunehmen und die Straße weiter zu verbessern. Das ist ein dynamischer Prozess, alle Gesprächskanäle sind offen. Auch mit mir kann man immer reden.“

Dass es kurzfristig auf der Venloer Straße für Autofahrer noch schwieriger werden könnte, deuten aber die Ergebnisse eines Gestaltungsworkshops an. Immerhin 83 Teilnehmer äußerten auf Einladung der Verwaltung Wünsche und Ideen für ihre Venloer „Traumstraße“. „Verweil- und Literaturoasen“ sowie eine „Zebrastreifen-Herde“ wurden genannt, Wasserspiele für Kinder, autofreie Sonntage und gern noch mehr Platz für Radfahrer und Gastronomie. Das Motto der Veranstaltung lautete: „Pimp your Einbahnstraße“.


Die Dokumentationen der beiden Workshops sind auf der Homepage der Stadt zu finden, unter „www.meinungfuer.koeln/node/15463“ beziehungsweise  „www.meinungfuer.koeln/node/15508.“ Unter „www.meinungfuer.koeln/verkehrsversuch-venloer-strasse“ kann man sich weiterhin an der Diskussion beteiligen.

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