Spende an Schule in Köln-Porz: Guido Cantz „geschockt, dass ein Defibrillator an Schulen nicht Pflicht ist“

Spende an Schule in Köln-Porz: Guido Cantz „geschockt, dass ein Defibrillator an Schulen nicht Pflicht ist“

Rundschau |

Spende an Schule in Köln-PorzGuido Cantz „geschockt, dass ein Defibrillator an Schulen nicht Pflicht ist“

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Guido Cantz übt den Einsatz mit einem Defibrillator mit Schülerinnen und Schüler des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums in Wahn.

Copyright: René Denzer

Am Schulzentrum Wahn gibt es jetzt Dank einer Spende zwei Defibrillatoren. Das findet Moderator und Comedian Guido Cantz enorm wichtig.  

Vor Matti liegt eine bewusstlose Person auf dem Boden des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums in Wahn. Der Siebtklässler zögert keine Sekunde und greift zum Defibrillator an der Wand. Matti bringt die Elektroden auf den Körper auf. Schaubilder zeigen, wo sie hinmüssen. Aufgeklebt, beginnt das Gerät mit einer Analyse.

Das Ergebnis: ein Schock wird empfohlen. Matti drückt die sogenannte Schocktaste und nimmt seine Hände von dem Körper vor ihm. Ein Stromstoß wird abgegeben. „Mit Wiederbelebung beginnen“, tönt es aus den Lautsprechern des Defibrillators. Matti handelt schnell, beginnt mit der Herzdruckmassage.

Herzprobleme: Kölner Kardiologe erklärt den Defibrillator

Das Szenario ist glücklicherweise nur eine Übung und der Körper vor Matti nur eine Puppe. Aber wäre es ein echter Mensch gewesen, hätte Matti genau richtig gehandelt. Denn der Faktor Zeit ist ein ganz entscheidender.

Matti (m.) probiert einen Defibrillator an einer Übungspuppe im Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Porz-Wahn aus. Silke Voll (l.) von der Firma Zoll und Sascha Feldt (r.) von der Firma Starmedic geben Anweisungen.

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„Wenn eine Rhythmusstörung wie Kammerflimmern auftritt, ist der Mensch nur noch acht Sekunden bei Bewusstsein“, sagt Marc Horlitz. Nach acht Sekunden Rhythmusstörungen ist das Herz nicht in der Lage, sauerstoffreiches Blut in den Körper und ins Gehirn zu pumpen, so der Chefarzt der Kardiologie am Porzer Krankenhaus. Der Mensch wird bewusstlos.

„Und das heißt, der Mensch, der diese Rhythmusstörung hat, kann selber gar nicht mehr reagieren. Er ist abhängig von anderen“, so der Mediziner. Wichtig ist auch das nächste Zeitfenster. „Nach fünf Minuten kommt es zum Stillstand des Gehirns, zum Hirntod“, sagt Horlitz. Wird erst danach reanimiert, wird der Mensch es kaum ohne dauerhafte Hirnschädigungen überleben.

Köln-Porz: Schulzentrum Wahn hat jetzt zwei Defibrillatoren

„Ein plötzlicher Herztod kann nur dann überlebt werden, wenn alle Mechanismen greifen“, sagt Horlitz. Dazu gehört: erkennen, Hilfe rufen, reagieren. Darauf reagieren kann das Schulzentrum Wahn jetzt mit dem Einsatz von Defibrillatoren. Dabei handelt es sich um automatisierte externe Defibrillatoren, kurz AEDs.

Der Vorteil bei diesen Geräten ist, dass sie auch von Laien verwendet werden können. „Wer Malen nach Zahlen kann, kann auch diese Elektroden anlegen“, sagt Sascha Feldt von der Firma Starmedic, die bei der Umsetzung von AED-Projekten unterstützt und berät.

Modernes Gerät assistiert Laien

Auch werden Helfer beim weitere Vorgehen nicht alleine gelassen. Denn der Defibrillator spricht mit einem. Möglich machen dies entsprechende Module. Sie geben Anweisungen, was zu tun ist. Bei der Herzdruckmassage zum Beispiel gibt es den Takt durch ein Klacken vor. Auch die Drucktiefe wird in einem Display angezeigt. Ist der Druck zu niedrig, gibt es die Anweisung durch die Lautsprecher: „Fester drücken.“

Es sei vergleichbar, als sitze jemand vom Rettungsdienst neben einem und gibt Anweisung, verdeutlicht Feldt. Angst, etwas bei den Wiederbelebungsversuchen verkehrt zu machen, brauche keiner zu haben. „Das einzig Verkehrte ist, nichts zu tun“, betont Sascha Feldt.

Guido Cantz von Spendenaktion begeistert

Dass es nun Defibrillatoren am Schulzentrum Wahn gibt, ist Herbert Weilguni zu verdanken. Er betreibt ein Fitness-Studio ein paar hundert Meter weiter. Immer wieder führt er mit seinen Mitgliedern besondere Aktionen wie einen sechsstündigen Spinningmarathon durch. Dabei sammelt Weilguni Spenden. Durch Marc Horlitz kam die Idee für die Defibrillatoren am Schulzentrum.

Herbert Weilguni vom Fitness-Studio Injoy in Porz-Wahn hat mit einer Spinning-Aktion Geld für die Defibrillatoren am Schulzentrum Wahn gesammelt.

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Von der Idee begeistern konnten die beiden auch Guido Cantz. Der Fernsehmoderator und Comedian trainiert selbst im Injoy und ist in Wahn zur Schule gegangen. „Es hat mich geschockt, dass ein Defi an Schulen nicht Pflicht ist.“ Doch gerade da, wo viele Menschen zusammenkommen, müsste einer sein, findet Cantz.

Auch junge Menschen können auf Defibrillatoren angewiesen sein

Da pflichtet ihm Marc Horlitz bei. Denn aus Erfahrung weiß der Chefarzt, dass es eben auch angeborene Herzfehler gibt. Sprich, auch junge Menschen könnten auf den lebensrettenden Schock eines Defibrillators angewiesen sein.

Da die Kardiologie am Krankenhaus Porz eng mit der Firma Zoll aus Rodenkirchen arbeitet, die Firma stellt Defibrillatoren und anderes medizinisches Gerät her, sind am Ende nicht einer, sondern zwei AEDs für das Schulzentrum bei rumgekommen. Einer befindet sich nun im Verwaltungstrakt der Otto-Lilienthal-Realschule, der andere in dem des angrenzenden Gymnasiums.

Das freut Matti. Er ist seit der fünften Klasse im Ersthelferteam des Wahner Gymnasiums. Das gibt es schon einige Jahre. Bei der Übergabe der Geräte konnten nicht nur Matti, sondern auch seine Mitstreiterinnen im Ersthelferteam, Chiara, Sarah und Selena, das neue Gerät ausprobieren. Und auch Guido Cantz wollte sich davon überzeugen und zeigte sich begeistert davon, wie einfach und effektiv mit den Geräten im Notfall Hilfe geleistet werden kann.

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