MS Stadt Köln: Förderverein will Teile des Ratsschiffes veredeln lassen

MS Stadt Köln: Förderverein will Teile des Ratsschiffes veredeln lassen

Rundschau |

MS Stadt KölnFörderverein will Teile des Ratsschiffes veredeln lassen

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Drei Künstler und ihre neueste Inspiration: rostige Blechteile des historischen Ratsschiffes MS Stadt Köln. Von links Ines Lang, Bettina Schön, Rupert Franzen

Copyright: Thomas Banneyer

27 Künstler stellen im Rahmen des Projekts „Bordstrom Ein“ einzigartige Kunstwerke aus verrostetem Blech des historischen Ratsschiffs MS Stadt Köln her.

Vermeintlichen Schrott zu Kunstwerken verarbeiten und so vor dem Hochofen retten. Das ist der Plan des Vereins „Freunde und Förderer des historischen Ratsschiffs MS Stadt Köln e.V.“ und des Netzwerks für angewandte Kunst Köln (AKK) bei ihrem Projekt „Bordstrom Ein“.  Der Vorsitzender des Fördervereins, Udo Giesen, sah bei der Restaurierung des historischen Ratsschiffs künstlerisches Potenzial in Form und Farbe des rostigen Blechs, das nach 20 Jahren Liegezeit im Niehler Hafen den gesamten Rumpf des historischen Ratsschiffes bedeckte und erneuert werden musste. So bekam er die Idee, eine Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Umgebung in die Wege zu leiten, um das Material noch künstlerisch verarbeiten zu können. Durch die Zusammenarbeit mit Künstlerin Bettina Schön, die das Projekt „Bordstrom Ein“ der AKK vorstellte, bekamen 27 Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit, die von ihnen ausgesuchten Blechstücke ganz nach ihrer eigenen Vorstellung und ohne jegliche Vorgaben zu verarbeiten.

Blech stellt eine Herausforderung dar

Das Material stellt viele Künstler vor Herausforderungen, da Blech als Werkstoff für viele von ihnen bisher als unbekanntes Terrain galt, da es sich in der Verarbeitung stark von ihren sonstigen Materialien unterscheidet. Es sind alle möglichen Kunsthandwerke im Projekt vertreten, von Keramik bis hin zu Textil. Man kann also sicher sein, dass die Endergebnisse durchweg einzigartig und vielfältig ausfallen werden. Bisher konnten die verrosteten Blechteile bereits zu Sitzmöbeln oder Schmuck verarbeitet werden.

Ziel des Projektes ist es, eine zweiwöchige Ausstellung mit den Kunstwerken in möglichst stadtbezogenen Räumlichkeiten auf die Beine zu stellen. Das soll ab diesem Herbst realisiert werden, könnte sich aber „auf Grund der Raumfindung auch bis ins nächste Frühjahr ziehen“, so Bettina Schön von der AKK. Im Zuge dieser Ausstellung sollen die Kunstwerke auch verkauft werden, wobei der Erlös zu einer Hälfte natürlich an die Künstler, und zur anderen Hälfte an den Förderverein gehen soll, um die Restaurierung des Ratsschiffes fortzusetzen. So soll das Schiff „an Aufmerksamkeit gewinnen und stärker in der Kölner Bürgerschaft verankert werden“, so der Vorsitzende Udo Giesen. Auch bei der Finanzierung sollen die Bürger Kölns, in Form von Spenden für spezielle Teile des Schiffes, mehr einbezogen werden, da der finanzielle Fokus des Vereins zur Zeit noch stark auf öffentlichen Trägern beruht.

Von 2000 bis 2021 rostete das Schiff im Niehler Hafen vor sich hin, wo die schweren Korrosionsschäden durch die Stahlspundwände, an denen das Schiff lag, erst zustande gekommen sind. Inzwischen liegt es am Rheinauhafen, dort ist es allerdings nicht frei zugänglich. Vom Förderverein wird ein einfach zugänglicher Liegeplatz gewünscht – das Ratsschiff soll stärker in der Bürgerschaft verankert werden und nach der Fertigstellung zu einer Art „schwimmendes Stadtmuseum“ werden.

2019 wurde die vollständige Restaurierung des Schiffes in Angriff genommen, welche in insgesamt vier Stufen das Schiff wieder ans Fahren bringen soll. 2019 und 2021 wurden die ersten beiden Stufen abgeschlossen, die dritte Stufe konnte letztes Jahr aufgrund fehlender Unterstützung vom Bund nicht durchgeführt werden. Dieses Jahr soll ein neuer Versuch unter den gleichen Maßnahmen und Förderungen stattfinden. Seit Gründung des Fördervereins der MS Stadt Köln im Januar 2012 wurde dieser immer wieder vor Herausforderungen gestellt.

Stadt Köln gibt 500.000 Euro

Der Verein konnte bei verschiedenen Geldgebern, darunter Bund, Land und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Mittel einwerben. Die Stadt Köln stellte 500.000 Euro zur Verfügung, um das ehemalige Repräsentationsschiff wieder auf Vordermann zu bringen. Die Idee zu diesem Ratsschiff wurde erstmals von Konrad Adenauer zu seiner Zeit als Oberbürgermeister von Köln vorgestellt, der Auftrag zum Bau wurde dann jedoch 1933 von den Nationalsozialisten erteilt. Nach der Schiffstaufe 1938 wurde es während des zweiten Weltkrieges durch den damaligen Kapitän im Hafen von St. Goar versteckt und war so einst das einzige unversehrte Schiff auf dem Rhein.

Nach Kriegsende wurde es von den Amerikanern übernommen und erst im Jahr 1952 durch den französischen Hohen Kommissar zurück an die Stadt Köln übergeben. Ab diesem Zeitpunkt galt es als Repräsentationsschiff, die Stadt empfing hier Staatsgäste wie Königin Elisabeth II. oder John F. Kennedy. 1982 sollte die „Stadt Köln“ auf Grund der hohen Instandhaltungskosten vorerst verkauft werden, blieb dann allerdings in Besitz der Stadt. Im Jahr 1990 wurde es unter Denkmalschutz gesetzt, und seit 2012 kümmert sich der Förderverein mithilfe von Spenden öffentlicher Träger, Privatleuten und den Mitgliedsbeiträgen um die Instandhaltung des Schiffes.

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