MIV-Grundnetz: Verwaltung stellt Pläne für die Verkehrsadern der Stadt Köln vor

MIV-Grundnetz: Verwaltung stellt Pläne für die Verkehrsadern der Stadt Köln vor

Rundschau |

MIV-GrundnetzVerwaltung stellt Pläne für die Verkehrsadern der Stadt Köln vor

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Mögliche Änderungen im Verkehr testet die Stadt auch mal mit einem Pop-up-Radweg, so wie hier im September 2023 auf der Luxemburger Straße.

Copyright: Meike Böschemeyer

Die künftigen Verkehrsadern der Stadt Köln für den motorisierten Verkehr bilden das vorgestellte MIV-Grundnetz.

Damit die Verkehrswende in Köln nicht mehr länger einem Wettbewerb im Tauziehen um jede einzelne Straße gleicht, hat die städtische Verwaltung nun die Grundlage für das Netz für Autos, Motorräder und Co. vorgestellt. In der Amtssprache ist das der motorisierte Individualverkehr (MIV), für den es nun eine Übersichtskarte mit dem MIV-Grundnetz gibt.

Das ist die Umsetzung eines Beschlusses der Politik aus dem Juni 2021. Über die Vorlage wurde seitdem viel diskutiert, nun liegt sie den Fraktionen vor. In der Ratssitzung im Oktober soll abgestimmt werden. Die wichtigste Erkenntnis vorweg: „Mit dem (…) Beschlussvorschlag (…) sind unmittelbar keine Veränderungen im Straßennetz verbunden.“

200 Straßen im Grundnetz

Das Grundnetz soll die vorrangigen Routen festlegen, damit der Kfz-Verkehr in Köln leistungsfähig bleibt. Es soll zudem die Erreichbarkeit der Veedel per Kfz sicherstellen. Von rund 440 untersuchten Straßen und Straßenabschnitten im Stadtgebiet hat die Verwaltung rund 200 dem Netz zugeordnet. Die Bewertung erfolgte über ein Punktesystem. Die größte Rolle spielte dabei die Verkehrsbelastung. Je höher die Belastung, desto mehr Punkte erhielt der Abschnitt. Einen Punkt bei 5000 bis 10.000 Kfz pro Tag, 5 bei mehr als 30.000 pro Tag. Auch die Anzahl der Fahrspuren, die Bedeutung für Rad- und Fußverkehr und auch die Zugehörigkeit zum Lkw-Führungskonzept waren unter anderem Kriterien.

Die Karte zeigt das von der Verwaltung geplante MIV-Grundnetz für die Stadt Köln.

Copyright: Harald Woblick/Woblick-Infografiken

Ein Beispiel: Die Luxemburger Straße zwischen Stadtgrenze und Militärringstraße hat eine Kfz-Belastung von bis zu 23.000 Fahrzeugen pro Tag. Sie ist Lkw-Vorrangsroute, wird ohne Busnetz-Taktung angegeben und hat nur eine geringe Bedeutung für den Fußverkehr. Unterm Strich wird sie mit 18 Punkten bewertet.

Verkehrsdezernent Ascan Egerer erklärt zur Vorlage: „Mit dem MIV-Grundnetz stellen wir gemeinsam mit dem bereits beschlossenen Radverkehrshauptnetz und den Planungen für die ÖPNV-Netzentwicklung die Weichen für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Stadt- und Verkehrsentwicklung. Die definierten Netze können Planungs- und Entscheidungsprozesse verkürzen.“

„Ausgleich der Interessen“

Der eigentliche Grund für die Forderung nach einem solchen Grundnetz waren die andauernden Streitigkeiten in der Politik. Die Grünen und Volt fordern mehr Raum für das Fahrrad, die CDU pocht immer wieder auf die Bedeutung des Wirtschaftsverkehrs für die Stadt Köln. Damit nicht bei jedem Vorhaben auf einer Straße eine Einzelfall-Entscheidung für zahlreiche Debatten sorgt, soll die Karte auch als Entscheidungsgrundlage dienen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagt: „Mit dem MIV-Grundnetz gelingt uns ein Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen. Für den motorisierten Individualverkehr und den Wirtschaftsverkehr wird langfristig ein leistungsfähiges Straßennetz definiert und gestärkt, auf dem diese Priorität haben.“ Abseits dieses MIV-Grundnetzes werde es erweiterte Möglichkeiten für den Fuß- und Radverkehr und für eine Steigerung der Aufenthaltsqualität geben. „So wollen wir die erforderliche breite Akzeptanz für die Mobilitätswende schaffen.“

Doch die Frage ist, ob dieses Grundnetz die Debatte um wichtige Verkehrsachsen wirklich beruhigt? Denn bereits seit Jahren fordert die Fahrradlobby in Köln, dass der Rheinufertunnel auch für Fahrräder freigegeben wird. Allerdings gehört dieser Abschnitt zu denen mit der höchsten Punktzahl im Bewertungssystem. Mit unter anderem einem Aufkommen von mehr als 45 000 Kfz je 24 Stunden, zwei bis drei Spuren in jede Richtung und einer Bustaktung von zehn Minuten kommt der Rheinufertunnel auf 22,5 Punkte. Dunkelroter geht es auf der Karte sozusagen nicht.

Radspur auf der Brücke

Aktuell steht die Mülheimer Brücke in der Debatte. Eine der beiden Fahrspuren je Richtung soll nach der Generalsanierung für Radfahrer zur Verfügung stehen, die andere Kfz. Ob das Bewertungssystem hier eine entscheidende Rolle spielt, ist offen. Mit bis zu 36.000 Kfz pro Tag landet die Brücke in der höchsten Kategorie, insgesamt kommt sie auf 17,5 Punkte. Damit ist sie höher bewertet als die Deutzer Brücke (16 Punkte). Die Zoobrücke mit bis zu 100.000 Kfz pro Tag kommt auf 21 Punkte.

Abseits dieser vorrangigen Straßenabschnitte könnte sich einiges verändern. In den Bereichen des untergeordneten Verkehrs biete das MIV-Grundnetz die Grundlage, Verkehrs- und auch Stadträume hinsichtlich der Mobilität und des Stadtbildes neu zu denken, heißt es in der Vorlage. Der Beschluss ist dabei kein finales Konzept. Alle fünf Jahre soll das Netz überprüft werden, bereits im Jahr 2029 stünde es zum ersten Mal auf dem Prüfstand. Die Frage ist, ob es bis dahin Veränderungen im Straßennetz gegeben haben wird, wenn unmittelbar keine erfolgen sollen.

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