Kriminalitätsstatistik 2023: Mehr Messerangriffe und Diebstähle in Köln

Kriminalitätsstatistik 2023: Mehr Messerangriffe und Diebstähle in Köln

Rundschau |

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Kriminalitätsstatistik 2023Mehr Messerangriffe und Diebstähle in Köln

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Die Kriminalität in Köln ist im vergangenen Jahr um 6,24 Prozent gestiegen.

Copyright: Nabil Hanano

Die Kölner Polizei legt die Kriminalitätsstatistik 2023 vor. Der Anstieg bei der Jugendkriminalität in allen Altersklassen besorgt die Polizei.

Die vorgetragenen Zahlen im Polizeipräsidium in Kalk passten am Mittwochvormittag zum Wetter vor dem Gebäude: Es war düster genauso wie die Kriminalitätsstatistik 2023. Kurzum kann es so zusammengenfasst werden: Mehr Straftaten, mehr Morde, weniger aufgeklärte Fälle.

Die Kriminalität im Bereich des Polizeipräsidiums Köln ist im vergangenen Jahr um 6,24 Prozent gestiegen. Waren es im Jahr 2022 noch 141 164 Delikte (Aufklärungsquote 50,23 Prozent), hatten die Beamten im Jahr 2023 mit 149 970 Delikten (Aufklärungsquote 49,59 Prozent) zu tun.

Wieder Anstieg bei Jugendstraftaten

Die Jugendkriminalität ist noch einmal angestiegen. „Es gibt Steigerungen in allen Altersklassen“, betonte Kripochef Michael Esser. In der Kategorie unter 18 Jahren kam es zu 4161 Straftaten (Vorjahr 4060). In der Kategorie unter 14 Jahren kam es zu 1590 Taten (Vorjahr 1427). Über die Gründe für die steigenden Zahlen kann der erfahrene Ermittler nur spekulieren. Esser führte die allgemeine Weltlage an. Jugendliche würden täglich in den sozialen Medien mit Gewalt konfrontiert. „Vielleicht ist das ein Grund“, vermutete Esser. Die besorgniserregende Entwicklung könne nicht mit polizeilichen Maßnahmen gelöst werden. Es sei ein gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Die Polizei ist da nur ein kleines Rad“,   sagte Esser weiter. Insgesamt kam es im Bereich Jugendkriminalität zu 46 771 Taten (Vorjahr 46 148).

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Deutlich mehr Taschendiebstähle

Ein   herausforderndes Problem für die Ermittler ist auch der Taschendiebstahl mit 7964 Fällen (Vorjahr: 7374). „Es gibt in der Partymetropole Köln besondere Tatmöglichkeiten“, sagte Polizeipräsident Johannes Hermanns. Besonders nach der Corona-Zeit sei dies deutlich zu merken. Es gibt verschiedene Ermittlungskommissionen, die sich mit dem Thema befassen. Immer wieder gibt es Razzien in diesem   Zusammenhang. Auch im Kölner Hauptbahnhof fasst die Bundespolizei immer wieder Taschendiebe.

Mehr Messerattacken im Stadtgebiet

Ein großes Thema sind weiter die Messer-Angriffe. Erst vor wenigen Tagen stellte sich ein 18-Jähriger nach einem mutmaßlichen Messerangriff auf einen Nachtschwärmer auf der Schildergasse. Mehrere ähnliche Taten gab es in den vergangenen Wochen und Monaten. Im Jahr 2023 kam es zu 552 Messerangriffen. Im Vorjahr waren es 496 Taten. Dabei wurden 202 Menschen leicht verletzt, 35 Personen schwer verletzt und drei Menschen getötet. In 25 Fällen waren die Angreifer Kinder (Vorjahr 12). In den meisten Fällen waren die Tatverdächtigen Jugendliche mit 97 Vorfällen. „Messer werden ein Thema in dieser Stadt bleiben“, sagte Hermanns. „Mich befremdet die Mentalität, mit einem Messer vor die Tür zu gehen, zutiefst“, sagte er in seiner Funktion als Kölns Polizeipräsident jüngst im Rundschau-Interview.

Gefährliche Körperverletzungen

Auch die so genannten „Rohheitsdelikte“ haben zugenommen. Darunter sind Raubüberfälle, Gewalt gegen Einsatzkräfte oder gefährliche Körperverletzungen auf Straßen, Wegen und Plätzen. Die Zunahme bei den gefährlichen Körperverletzungen nennt Kripochef Esser erschreckend. Im Jahr 2023 kam es zu 2411 Taten (Vorjahr: 2021). „Die Gewalt in der Gesellschaft nimmt zu“, betonte Esser bei der Vorstellung der Zahlen.   Es sei für die Polizei eine „enorme Herausforderung“   gegen die steigende Kriminalität in diesen Bereich vorzugehen.

Nichtdeutsche Tatverdächtige

Die aktuelle Kriminalstatistik der Kölner Polizei zeigt einen deutlichen Anstieg nichtdeutscher Tatverdächtiger in Köln. Sie werden laut Polizei überproportional häufig als Tatverdächtige erfasst. Wie bereits berichtet, ist der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger – also jener ohne deutsche Staatsangehörigkeit – in der Domstadt ist laut der polizeilichen Kriminalstatistik 2023 im vergangenen Jahr um mehr als elf Prozent gestiegen. Die Kölner Polizei vermeldet genau 19 792 nichtdeutsche Tatverdächtige im Jahr 2023 (2022: 17 729). Vor allem bei den Taschendiebstählen überwiegt ganz deutlich die Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger in Köln (91,69 Prozent). Das entspricht einem leichten Anstieg zum Vorjahr (90 Prozent in 2022). NRW-weit lag der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger bei diesem Delikt bei 80,1 Prozent, Köln ist hier über dem NRW-Durchschnitt.

Nach weiteren Angaben der Polizei stellen unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen folgende Nationalitäten in Köln zahlenmäßig die größten Gruppen: Türkei (13,26 Prozent), Rumänien (5,64 Prozent), Syrien (4,46 Prozent), Polen (4,6 Prozent), Bulgarien (5,5 Prozent), Italien (4,43 Prozent) und Serbien (4,38 Prozent). Im vergangenen Jahr ist insbesondere die Zahl der Tatverdächtigen aus Syrien gestiegen – und zwar um 17,82 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2022: 780; 919).

„Diese Entwicklung bereitet mit Sorge. In der Bevölkerung führt diese Entwicklung zu einer Verunsicherung“, erklärte Polizeipräsident Johannes Hermanns bei der Vorstellung der Zahlen.

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