Kölner Zoo: Erster Welt-Artenschutzkongress – 24 Stunden, online und offen für alle

Kölner Zoo: Erster Welt-Artenschutzkongress – 24 Stunden, online und offen für alle

Rundschau |

Kölner ZooErster Welt-Artenschutzkongress – 24 Stunden, online und offen für alle

Lesezeit 5 Minuten

Es gibt ihn noch, und das soll auch so bleiben: der bedrohte Amurtiger.

Copyright: Zoo Köln

Positive Nachrichten erreichen uns selten. Und doch gibt es viele. Sie sind das zentrale Thema des ersten Welt-Artenschutzkongresses.  

Heute Nacht um 0 Uhr geht es los, und der Kölner Zoo ist bei der Weltpremiere ganz vorne mit dabei. Beim ersten Welt-Artenschutzkongress stellen 187 Aktive aus allen Teilen des Globus über 24 Stunden ihre Projekte und Erfolgsgeschichten vor. Auf einer virtuellen Plattform und offen zugänglich für alle, die sich für den Schutz bedrohter Arten interessieren.

Und damit auch für das Überleben unserer nächsten Verwandten, der Berggorillas. Sie galten laut der Weltnaturschutzunion IUCN als „stark gefährdet“. Zum ersten Mal seit 30 Jahren hat sich die Population in den Bergwäldern des Virunga-Nationalparks, der sich über Teile von Uganda und Ruanda erstreckt, vergrößert. Deshalb konnten die sozial lebenden Gorillas jetzt in die Kategorie „gefährdet“ zurückgestuft werden. Ein großer Erfolg. Wie das gelingen konnte, berichten Aktiven vor Ort, Wellard Makambo und Marsden Momanyi, live.

Gorillas sind eng mit Menschen verwandt. Zu ihnen gibt es auf dem Kongress eine Erfolgsgeschichte.

Copyright: Zoo Köln

In Vorträgen aufgezeigt wird auch, dass die Wiederherstellung essentieller ökologischer Funktionen von Arten zugleich auch gegen den Klimawandel wirkt und wie junge Menschen stärker in globale Biodiversitätsstrategien eingebunden werden können. Ein Happy-End der besonderen Art teilt Xinhai Li aus China mit allen, die dabei sein wollen. Der Nippon-Ibis ist ein charismatischer Vogel mit leuchtend roten Beinen und einer ebensolchen Gesichtsmaske. Das Gefieder älterer Tiere changiert mit zartem Farbverlauf zwischen weiß, rosé und zimt. Im Jahr 1981 wurden die vermeintlich letzten sieben Tiere der Art entdeckt – der Nippon-Ibis galt als ausgestorben. Dank des Einsatzes von Artenschützern fliegen heute wieder Tausende der faszinierenden Vögel über die Sumpfwälder Ostasiens.

Alles zum Thema Kölner Zoo


„Wir erzählen positive Geschichten, wollen der Menschheit klarmachen, dass wir die Dinge noch zum Besseren verändern können. Wir müssen das, aber wir können es auch! Es ist eben nicht alles zu spät“, sagt Zoochef Theo Pagel. „Uns überfluten täglich viele negative Nachrichten. Aber es gibt auch Erfolge und das große Bemühen Vieler überall auf der Welt. Daran wollen wir die Menschen teilhaben lassen.“

Doch von Anfang an. Als Präsident des Weltzooverbandes hatte Pagel vor vier Jahren zum ersten Mal das Gefühl, dass es nicht reicht, wenn sich Fachleute aus aller Welt vernetzen und über Schutzmaßnahmen konferieren. Dass der Gedanke, wie entscheidend die Vielfalt der Pflanzen-, Insekten- und Tierarten für unser Überleben ist, die Menschen endlich in großem Stil erreichen muss. Während der Corona-Pandemie wird den Artenschützern klar, dass digitale Treffen funktionieren. Warum also nicht auch den ersten Welt-Artenschutzkongress virtuell durchführen und mit begrenztem Budget möglichst viele Menschen erreichen?

Wir erzählen positive Geschichten, wollen der Menschheit klarmachen, dass wir die Dinge noch zum Besseren verändern können. Wir müssen das, aber wir können es auch!

Theo Pagel, Zoochef

Als Co-Chairmann der Initiative „Reverse the Red“ (siehe Infokasten) engagiert sich der Kölner Zoochef zusammen mit anderen intensiv, um das globale Projekt „World-Species-Kongress“ auf die Schiene zu bringen. Doch es gibt Zweifel und Fragen. Hört uns überhaupt jemand zu? Brauchen wir Prominente? Ist das global technisch zu machen? Ist es. Die Premiere findet auf einer Plattform statt, auf die unbegrenzt viele Interessierte kostenlos zugreifen können, die Vorträge werden ins Englische übersetzt und bekommen Untertitel, unter anderen auf Deutsch. Bereits Ende letzter Woche hatten sich mehr als 7000 Menschen aus über 190 Ländern angemeldet“, weiß Mathias Markolf, Artenschutzkoordinator des Kölner Zoos. „Das ist schon jetzt ein Riesenerfolg“, freut sich Zoochef Pagel.

Den Eröffnungsvortrag wird die weltberühmte Forscherin Jane Godall halten. Die 91-Jährige hat sich bereits in den 1960er Jahren intensiv mit dem Verhalten von Menschenaffen beschäftigt. Für die Satellitenveranstaltung des Kölner Zoos hat Autor Frank Schätzing als Redner zugesagt (siehe Info). Sabine Riewenherm, die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, ist gleich in doppelter Funktion dabei. Ihr Beitrag im Zoo wird von 12.01 bis 12.08 Uhr live weltweit zu sehen sein. Angefragt wurden auch alle Landtags- und Bundestagsabgeordneten „Sie konnten nicht, weil sie Sitzungswoche haben“, bedauert Pagel. „Aber wir schicken Ihnen alle Infos zur Veranstaltung. Und wir lassen nicht locker, denn wir brauchen die Politik wenn es um Entscheidungen für den Artenschutz geht.“

Auch der Großkopf-Ruderfrosch braucht Hilfe, damit es ihn weiterhingibt.

Copyright: Kölner Zoo

Ein Ziel des Kongresses ist, die Artenschutz-Akteure stärker direkt zu vernetzen. Ein anderes, viele Menschen zu erreichen. Die könnten aus dem Kongress etwa mit dem Gedaken rausgehen, etwas tun zu wollen. „Dann können sie bei uns im Zoo ins ‚Team Nashorn‘ kommen oder sich in Köln und darüber hinaus für Artenschutz einsetzen“, sagt Pagel. „Denn wir brauchen eine globale Bewegung für den Artenschutz. Wenn es keine Insekten mehr gibt oder keine fruchttragenden Bäume, wenn das Gleichgewicht der Pflanzen und Tiere einmal zerstört worden ist, kann das uns Menschen sehr schnell ganz massiv bedrohen. Artenschutz ist so existentiell wie Klimaschutz.“


Beim Kongress dabei sein – so geht es

Organisiert wird der Kongress von „Reverse the Red“, einer Initiative der Weltnaturschutzunion (IUCN) und des Weltzooverbandes (WAZA). Die globale Bewegung „Reverse the Red“ will mit ihren Aktionen den Bedrohungsstatus von Tier- und Pflanzenarten auf der Roten Liste der IUCN von Rot – „vom Aussterben bedroht“ – in Richtung „weniger bedroht“ verändern.

Mit einer Live-Diskussion zum Thema „Biodiversität geht uns alle an – gemeinsam für den Artenschutz“ beteiligt sich der Kölner Zoo am Mittwoch von 11 bis 13 Uhr am Weltartenschutzkongress. Die Satellitenveranstaltung findet auf Deutsch statt und kann online kostenlos über Zoom verfolgt werden

Das Logo des Weltartenschutzkongresses.

Copyright: Kölner Zoo

Bestseller-Autor Frank Schätzing ist einer der Redner und Diskussionsteilnehmer. Mit dabei sind auch Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Zoodirektor Theo Pagel, der Kölner Umweltdezernent William Wolfgram, Aquariums-Kurator Thomas Ziegler und der Artenschutzkoordinator des Zoos, Mathias Markolf. Der Kölner Zoo fördert den Kongress mit 25 000 Euro.

Wer dabei sein möchte beim Weltartenschutz-Kongress, kann sich ganz einfach online auf der Seite www.reversethered.org/world-species-congress-2024 registrieren lassen. Der erste Vortrag beginnt am Dienstag, 14. Mai, um Mitternacht, der letzte endet am Mittwoch um 0 Uhr; die Vorträge sind auf Englisch, sie werden mit deutschen Untertiteln versehen. Das globale Event wird aufgezeichnet, so dass man die Inhalte auch später noch nutzen und ansehen kann.

Hier weiter lesen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert