„Hier ist nichts Fake“: Wie ein Kölner Kfz-Elektromeister „Autodoktor“ im Fernsehen wurde

„Hier ist nichts Fake“: Wie ein Kölner Kfz-Elektromeister „Autodoktor“ im Fernsehen wurde

Rundschau |

„Hier ist nichts Fake“Wie ein Kölner Kfz-Elektromeister „Autodoktor“ im Fernsehen wurde

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Holger Parsch bei der Fehleranalyse an einem Kundenfahrzeug.

Copyright: Felix Stricker

In einer unscheinbaren Werkstatt in Bickendorf wird seit 18 Jahren das Vox-Erfolgsformat „Die Autodoktoren“ gedreht. 

Dass Holger Parsch mit Autos arbeiten würde, war schon früh beschlossene Sache. Dass ihm dabei aber einmal Hunderttausende Menschen zuschauen würden, war wohl nicht abzusehen. 

Aufgewachsen ist Parsch im elterlichen Tankstellen-Betrieb in Bayenthal, umgeben also von Autos und allerlei Mechanik. Das hatte offenbar ausreichend Wirkungskraft auf den jungen Parsch, um in ihm nachhaltig die Liebe zu Autos zu entfachen. Im Alter von 14 Jahren kam er dann in einem fahrbaren Untersatz mit dem Gesetz in Konflikt: Mit einem eigens modifizierten Kettcar habe ihn die Polizei auf der vierspurigen Bonner Straße aus dem Verkehr gezogen und ihm vor seinen Eltern Franz und Barbara eine Verwarnung ausgesprochen.

Die Lust am Schrauben verlor er dennoch nicht, ganz im Gegenteil: Parsch absolvierte seine Ausbildung, wurde mit 22 Jahren Kfz-Elektromeister. Ein Beruf, den es so heute gar nicht mehr gibt. 1990 eröffnete er gemeinsam mit seinen Eltern die erste eigene Werkstatt an der Äußeren Kanalstraße.

Holger Parsch ist seit 18 Jahren „Autodoktor“ auf Vox

Seit 18 Jahren wird der Kölner bei seiner Arbeit wöchentlich von einem Fernseh-Team begleitet: Parsch ist Teil der TV-Sendung „Die Autodoktoren“ auf Vox. Alles fing an mit dem Produzenten Lars Faust, der selbst ein Problem an seinem Auto hatte und so auf die Idee für das Format kam. Nach ersten Gesprächen mit Parsch, der mit seiner Werkstatt inzwischen nach Bickendorf gezogen ist, erkannte auch dieser das Potenzial der Idee. „Hier ist nichts Fake. Wir müssen nichts planen oder inszenieren, das ist einfach unser Alltag, und die Leute interessieren sich dafür“, sagt der 58-Jährige.

Der Erfolg der Show gibt ihm und seinem Partner vor der Kamera, Hans-Jürgen Faul, recht. Faul ist ebenfalls Kfz-Meister und hatte lange Zeit eine Werkstatt in Godorf. Diese hat er vor Kurzem an seine Tochter übergeben, doch bei den „Autodoktoren“ soll er weiterhin ein fester Bestandteil bleiben. Zusammen haben die zwei Experten über die Jahre Hunderte Auto-Probleme vor laufender Kamera gelöst, sind im Rahmen der Serie um die Welt gereist, haben ein Buch geschrieben und einen Youtube-Kanal mit 723.000 Abonnenten aufgebaut.

Ihre Fans huldigen den beiden und reisen bisweilen aus ganz Europa bis nach Köln, um sie zu treffen. Selten kommen sie dann mit leeren Händen. „Wir haben in einer Folge mal erwähnt, dass wir ab und an gerne ein Feierabendbierchen trinken. Seitdem stapeln sich hier Biere aus aller Welt, die uns die Fans vorbeibringen. So viel können wir gar nicht trinken“, sagt Parsch und lächelt.

Kfz-Werkstatt Parsch in Bickendorf ist und bleibt Familienunternehmen

Wichtig ist ihm bei seiner Arbeit die Struktur des Familienunternehmens und dass diese erhalten bleibt. Denn so sei es von Anfang an der Plan gewesen. „Meine Eltern und ich wollten damals gemeinsam eine Werkstatt betreiben. Als ich den Meister in der Tasche hatte, war klar, dass es losgehen kann“, blickt Holger Parsch auf die Anfänge zurück.

Heute sind seine Eltern nicht mehr Teil der Werkstatt, ein Familienunternehmen ist es dennoch geblieben. Bis vor wenigen Jahren arbeitete Ehefrau Elke Parsch noch im Büro der Werkstatt. Abgelöst wurde sie von den gemeinsamen Söhnen Aljoscha und Cedric.

Nah am echten Leben in der Autowerkstatt

Aljoscha wollte nie etwas anderes machen. Hier in der Werkstatt sauge man noch das echte Leben auf und sei nah an den Menschen dran, sagt er. Das gefällt dem 27-Jährigen, der seit vier Jahren selbst Meister ist.

Holger Parsch mit seinen Söhnen Cedric (li.) und Aljoscha (re.) in der gemeinsamen Werkstatt.

Copyright: Felix Stricker

Sein jüngerer Bruder Cedric konnte sich zuerst vorstellen, einen anderen Berufsweg einzuschlagen. Zwar arbeitet er in Teilzeit bereits seit neun Jahren in der Werkstatt, zwischenzeitlich trieb es ihn aber für ein BWL-Studium an die Uni. Eine schwere Erkrankung habe ihn darüber nachdenken lassen, was er mit seinem Leben wirklich machen wollte und ihn dahin zurückgebracht, wo er stets das Gefühl verspüre, etwas bewegen zu können: in den Familienbetrieb.

Autodoktor-Community beteiligt sich auch an Spendenaufrufen

Die gewonnenen BWL-Kenntnisse möchte er in seiner administrativen Tätigkeit in der Werkstatt nicht missen, sagt er. Und auch die Krankheit hat das Unternehmen geprägt. Seit Jahren steht die Familie Parsch mit dem Verein Eisvogel, einer bundesweiten Krebshilfe, in engem Kontakt und unterstützt diesen durch Spenden. 

Möglich macht das nicht zuletzt die Popularität durch „Die Autodoktoren“. Die dadurch entstandene Community ist in jeglichen Belangen sehr aktiv und beteiligt sich auch an Spendenaufrufen. So konnten nach der Flutkatastrophe im Ahrtal 360.000 Euro für die Betroffenen gesammelt werden und auch vor Ort wurde engagiert angepackt und geholfen, erzählt Parsch.

Schon lange sucht der Kfz-Elektriker für seinen Betrieb einen größeren Standort oder ein Grundstück. Derzeit kann er zehn Mitarbeiter beschäftigen und bildet jedes Jahr einen Azubi aus. Bei mehr Platz könnte er auch mehr Mechaniker beschäftigen, denn die Nachfrage sei gegeben. Für das von den Fans mitgebrachte Bier aus aller Welt würde sich dann sicherlich auch der passende Lagerort finden.

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