„Das Leben ist Rausch“: Querbeat feiert übertriebenen Abend in der Lanxess-Arena

„Das Leben ist Rausch“: Querbeat feiert übertriebenen Abend in der Lanxess-Arena

Rundschau |

„Das Leben ist Rausch“Querbeat feiert übertriebenen Abend in der Lanxess-Arena

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„Guten Morgen Barbarossaplatz“: Querbeat mit Frontmann Jojo Berger (vorne) in der Lanxess-Arena.

Copyright: Thomas Brill

Zu Gast waren auf der Bühne der Lanxess-Arena auch die befreundeten Musiker von Bukahara – und Peter Brings.

„Das Leben ist Rausch.“ Der Abend in der Arena ist schon deutlich vorangeschritten, als Jojo Berger diese Zeile ganz nah am Mikrofon in die schwitzende Arena dröhnt. Nebelfontänen vor einer dichten Wand aus Bläsern und schrillem Gitarrenbass, Stroboskoplicht. Natürlich haben Querbeat schon bis zum Song „Früher war alles besser“ reichlich Nachweise gebracht, dass es sich lohnt, das Leben einfach konsequent abzufeiern. Und doch hält dieser Abend vor rund 15 000 Besuchern in der nicht ganz ausverkauften Halle viel mehr bereit.

Querbeat in der Lanxess-Arena: „Das erste Mal in völliger Freiheit“

Die 13-köpfige Brass-Band mit Wurzeln in Bonn ist seit 2001 unterwegs, um die Grenzen von Blasmusik im Partymodus auszuloten. In Köln hat sie diese Mission so ziemlich auf jede Bühne geführt: vom Club Bahnhof Ehrenfeld, den sie immer als Heimat betrachtet haben, über das Gloria, die Festsäle des Karnevals, das Palladium bis in die Arena. Tatsächlich ist es erst der zweite Aufritt in der Deutzer Schüssel. Der erste fand 2021 „im Auge des Corona-Sturms“ statt, wie Berger der Rundschau am Rande des Konzerts erzählt. „Nun ist es das erste Mal in völliger Freiheit.“ Das fühle sich schon sehr gut an.

Der Abend beginnt mit einem dichten Bläserintro und „Ich schlaf nicht“ vom immer noch jüngsten Album (2021) „Radikal Positiv“. Der Vorhang fällt, und der Funke braucht nicht lange, um zu zünden und aus der Multifunktionsarena einen dampfenden Club zu machen. Guten Morgen, Barbarossaplatz. Diese Nacht ist jeden Kater wert.

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Querbeat in Köln: Ein neues Album gibt es dieses Jahr wohl nicht

Der Auftritt in der Arena markiert die Halbzeit der Tour, die Brasspop-Formation hat unter anderem in Wien vor 1000 Besuchern gespielt, bis Ende des Monats sind Stationen in Berlin, Amsterdam und Hamburg vorgesehen. Die Band hat sich vor einigen Jahren vom Karneval zusehends emanzipiert, spielt nur noch die Schlussphase in den jecken Tagen. „Die Tour macht richtig Spaß“, sagt Berger. Weil der Kurs stimme, und der Weg zur bundesweit tauglichen Festivalband sich bewährt habe. Im Juni in Bonn steigt das dritte Randale & Freunde-Konzert in der Rheinaue. Erwartet werden wieder 25 000 Fans. Ein neues Album gibt es dieses Jahr wohl doch nicht, im Sommer eine EP. „Wir wollen eher schrittweise neue Songs veröffentlichen.“

Berger (36) trägt lila Strickweste zur Jogginghose und Perlenkette. „Eisbär“ heißt die letzte Neuveröffentlichung, die 15 000 pfeifen verhalten mit. Billig abgeschossen werden die Klassiker der Bandgeschichte nicht. „Dä Plan“ ist in der hochbeschleunigten Version kaum wiederzuerkennen, „Tischingderassabum“ in einzelne Bläsersätze filetiert. Die Band rückt die jüngeren Stücke ins Rampenlicht, und auch die sind sorgfältig neu arrangiert. Raoul Vychodil spielt unter anderem bei „Eigene Regeln“ ein betörendes Saxofon-Solo, auch Janine Dornbusch setzt jede Menge eigene Akzente. All das wirkt, als wären Querbeat ein Stück weit erwachsener geworden. Oder, darf man das etwa sagen: ernsthafter? Vermutlich nicht, denn alsbald entern drei rosa Flamingos die Arena (eine stattliche Hüpfburg ist dabei) – auf den Schlauchbooten ist der Kindergeburtstag eröffnet.

Dazwischen sind die befreundeten Musiker von Bukahara zu Gast. Ihnen bleibt der allerletzte Song „Bunte Pyramiden“ vorbehalten, gespielt, inmitten der Fans. Und auch Peter Brings ist dabei, der unter Friedensfahnen erst „Kein Kölsch für Nazis“ singt und dann crowdsurfend durch die Halle getragen wird – spektakulär. Einige Konfettikanonen und Feuerwände später bedankt sich Jojo Berger mit dem wilden „Randale und Hurra“ für den „übertriebenen“ Abend. Es sei ein Geschenk, das immer wieder feiern zu dürfen. „Danke, dass ihr uns schon so lange tragt.“

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