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2625 Euro brutto für die Postbotin

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2625 Euro brutto für die Postbotin

Laura, 31, stellt Briefe und Pakete zu. Hier erzählt sie, wie anstrengend der Job wirklich ist und weshalb sie auch mal mit ihren Kund:innen weint.

Zu manchen ihrer Kund:innen hat Laura mittlerweile eine richtige Bindung.
Foto: privat; Bearbeitung: SZ Jetzt

„Früh morgens um 6:45 Uhr beginnen wir in der Zentrale damit, ankommende Post und Pakete zu sortieren. Die Ladung wird auf die verschiedenen Bezirke verteilt. Dabei ist es wichtig, die Sendungen schnell, aber auch korrekt zuzuordnen. Auf dem sogenannten Begehungsplan steht, welche Straßen man in welcher Reihenfolge abfährt. So kann man auch seinen Wagen im Uhrzeigersinn einladen, dann muss man sich nicht lange durchwühlen. Dann geht es raus auf die Straßen. Je nach Tag, Gebiet und Menge der Pakete kann das unterschiedlich lange dauern, aber in der Regel bin ich den größten Teil des Tages unterwegs. Meistens hat man zwischen 50 und 150 Pakete, gerade um die Weihnachtszeit herum sind es sehr viele. Am Ende des Tages fahre ich zurück zur Basis.

Bei einem anderen Standort, der zu unserem Zuständigkeitsbereich gehört, habe ich auch einmal eine Fahrradeinweisung bekommen. Damit kann man direkt vor die Haustüren fahren und sich durch enge Gassen schlängeln. Das hat mir zur Abwechslung viel Spaß gemacht, auch wenn es sehr anstrengend war. Diese Zustellmethode wird auch immer seltener, da heutzutage immer mehr Pakete statt Briefe verschickt werden. Außerdem wäre das für mich auf Dauer – und besonders im Winter – ohnehin keine Option.“  

„Tatsächlich bin ich durch meinen Freund zur Post gekommen, der dort schon arbeitete. Davor war ich lange im Einzelhandel tätig und war sehr unzufrieden mit den Arbeitszeiten. Mein Freund sagte, dass der Job bei der Post besser zu mir passen könnte. Zum Glück wird bei der Post immer dringend nach neuem Personal gesucht. Als Quereinsteigerin hatte ich mich wegen meiner drei Kinder für die dreiwöchige Einarbeitung statt für die zweijährige Ausbildung entschieden. Man merkt auch, dass sich eher jüngere Menschen bewerben, weil es einfach ein körperlich anstrengender Job ist. Die Kollegen, die bereits länger dabei sind, finden, die Zustellung war früher einfacher, da noch es nicht so viele Pakete gab. Andererseits ist die Sortierung dank besserer Technologie heute um einiges angenehmer.“

„Früher hatte ich wegen der Arbeitszeiten im Einzelhandel kaum Zeit für meine Kinder. Jetzt als Postbotin endet mein Tag meist um 15:30 Uhr, dadurch sehe ich sie viel länger.  Mein Konsumverhalten hat sich auch sehr verändert: Vor dem Job und vor der Pandemie habe ich auch noch sehr viel bestellt. Aber heute liegen meine ausgewählten Produkte erstmal zwei Tage im Warenkorb, bevor ich tatsächlich etwas kaufe. Ich denke jetzt viel öfter über Nachhaltigkeit nach. Auf der anderen Seite ist es ja auch mein Job, Pakete zuzustellen.“ 

„Es ist wichtig, kommunikativ und offen zu sein.  Wenn zum Beispiel offensichtlich ist, dass ein Paket beschädigt ist oder etwas ausläuft, schicken wir es direkt zurück. Dabei bin ich auch oft in Kontakt mit den Kunden. Je nachdem, was sie gekauft haben oder wie dringend sie das Paket benötigen, kontaktieren sie selbst den Anbieter. Außerdem muss man schnell und belastbar sein und diesen Job auf keinen Fall unterschätzen. Zum Beispiel kommt es oft vor, dass man ein 25 Kilo schweres Paket in den dritten Stock tragen muss, wenn es in einem Haus keinen Aufzug gibt.  

Mein erster Bezirk war klasse. Das war auch eher ländlich, da kannte ich mich inerhalb kurzer Zeit gut aus. Als ich in eine Stadt versetzt wurde, in der es nur Hochhäuser gab, war ich echt überfordert. Ich hatte dann immer Angst, zeitlich nicht alles zu schaffen. Aber nach und nach gewinnt man an Routine und kann die Aufgaben besser bewältigen.“   

„Viele denken, ich fahre mit dem Auto rum und habe viel Zeit, um mit Leuten zu plaudern. In Wirklichkeit ist der Job anspruchsvoll, da man viele Sendungen zustellen muss und auch unter Zeitdruck arbeitet. Gerade in der Weihnachtszeit habe ich oft länger gearbeitet. Klar, wenn man seinen Bezirk gut kennt oder wenn man Kollegen hat, die in der Nähe sind und helfen können, dann kommt das nicht mehr so häufig vor. Ich habe viele Bezirke, die an die Innenstadt angrenzen, da kommt es oft zu Stau. Manchmal ist man auch selbst der Grund für eine kleine Blockade. Wenn Fahrzeuge dann hinter einem stehen oder hupen, darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Meist bleibt man eh nicht länger als fünf Minuten an einem Ort stehen.  

Doch auch wenn man als Postbote eigentlich allein unterwegs ist, ist immer jemand vom Team erreichbar. Gerade bei den neu eingelernten Kollegen, die zum ersten Mal allein unterwegs sind. Wenn nicht gerade Weihnachtszeit ist, hat eigentlich immer jemand Zeit.“

„Ich werde oft gefragt, warum ein Brief oder ein Paket so lange unterwegs ist oder noch nicht angekommen ist. Klar ist es manchmal nervig. Aber ich antworte dann, dass ich es auch nicht genau sagen kann, weil ich in dem Bezirk nicht arbeite. Manchmal erkläre ich auch einfach, dass es möglicherweise an der Maschine vertauscht und das Paket an einem anderen Ort zugestellt wurde. Das passiert aber nur selten. Meistens sind die Leute einfach nur ungeduldig. Die Lieferzeit hängt ja auch davon ab, wann und wie das Paket verschickt wurde.“  

„Als Postbotin kommt man schon mal mit den Leuten ins Gespräch und lernt sie auch ein bisschen kennen. Gerade wenn man immer im gleichen Bezirk unterwegs ist oder jemand viel bestellt. Und da habe ich schon mehrmals Situationen erlebt, die mich zutiefst berührt und zum Nachdenken angeregt haben. Zum Beispiel gab es Momente, in denen ich gemeinsam mit meinen Kunden geweint oder sie in dem Arm genommen habe, weil sie mir ihre persönlichen Schicksalsschläge wie den Tod eines Familienmitglieds anvertraut haben. Ein anderes Mal hat eine Kundin mit einem Coffee-To-Go-Becher auf mich gewartet, weil sie wusste, dass sie ein Paket bekommt. Und wenn ich ältere Kunden habe, ist es für mich selbstverständlich, dass ich ihnen die Pakete auch in ihre Wohnung oder ihr Haus trage.“

„Mein Gehalt beträgt brutto 2625 Euro pro Monat. Neben dem Grundgehalt bekommen wir auch Weihnachts- und Urlaubsgeld. Auch als Alleinerziehende mit drei Kindern kann ich mit meinem Gehalt gut haushalten und habe noch etwas übrig für Freizeitaktivitäten und andere Ausgaben.” 

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