Köln | Am Freitag stellte die Kölner SPD-Spitze ihren Oberbürgermeisterkandidaten Torsten Burmester vor. Fast zeitgleich mit der Vorstellung versandte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine Mitteilung, dass man sich von Burmester trennen wird. Die Parallelität der Meldungen und die Art und Weise wie der DOSB auf die Ankündigung von Burmesters OB-Kandidatur irritieren. Eine Spurensuche von report-K auch nach den Zeitabläufen.
„Macher mit Herz“
Die Kölner SPD hatte am Freitag schon einen Slogan für Burmester parat: „Macher mit Herz“. Beim DOSB scheint man eher glücklich zu sein, dass Macher Burmester von dannen zieht. Denn die schriftliche Erklärung des DOSB lautete: „Unabhängig vom Wahlausgang wird es an der Spitze des DOSB-Hauptamtes einen Wechsel geben. Durch die Veröffentlichung weiterer Einzelheiten würden unausweichlich die Persönlichkeitsrechte einzelner berührt werden. Daher bitten wir um Verständnis, das wir vorerst dazu keine weiteren Fragen beantworten können.“ Kein Wort des Bedauerns oder gute Wünsche für Burmester? Das lässt aufhorchen.
Liegt die harsche Reaktion des DOSB am Vergabeprozess der World Games 2029 an Karlsruhe, an dem es viel Kritik gab? Unter anderem erstellte die Ethikkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) einen Bericht. Der liegt mit geschwärzten Passagen der Redaktion von report-K vor und wurde vom DOSB veröffentlicht.
Der DOSB
In der offiziellen Mitteilung zur Kandidatur wird Burmester so zitiert: „Köln muss vor allem wieder funktionieren und braucht einen Oberbürgermeister, der entscheidet.“ Das sind starke Töne und vermittelt das Bild des Machers und eines Mannes, der vor allem das Organisatorische im Griff hat. Aber ist das so?
Burmester leitet beim DOSB das operative Geschäft und ist Vorstandsvorsitzender des DOSB und dessen hauptamtlichen Vorstandes, dem vier weitere Personen angehören. Daneben hat der DOSB ein ehrenamtlich tätiges Präsidium, das den Vorstand beaufsichtigt und für die strategische Ausrichtung verantwortlich ist. Wie läuft es beim DOSB so?
Die World Games
Wie die olympischen Spiele finden die World Games alle vier Jahre statt und zwar immer ein Jahr nach Olympia. Bei den World Games messen sich Sportler:innen in den Sportarten, die nicht olympisch sind.
Am 1. Mai 2024 entschied die International World Games Association (IWGA) sich dafür, die 13. Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten, in der Zeit vom 19. Bis 29. Juli 2029 an die Stadt Karlsruhe zu vergeben. Obwohl es eine Vorentscheidung zu Gunsten Karlsruhes gab, wurde Hannover ermuntert, auch eine Bewerbung abzugeben. Dabei wirft dieser Vorfall ein besonders schlechtes Licht auf die Organisationsgremien des DOSB. Aber der Reihe nach.
Transparency International mit harscher Kritik
Die deutsche Sektion der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International sprach öffentlich am 12. November 2024 bei der Vergabe der World Games von einem „Menetekel für Deutschlands Olympiabewerbung“ und sieht die Glaubwürdigkeit des DOSB durch das Auswahlverfahren als angeknackst. Fest macht dies Transparency International am veröffentlichten Untersuchungsbericht der DOSB-Ethikkommission unter der Leitung von Bundesinnenminister a.D: Thomas de Maiziére. Dort steht: „Das Vergabeverfahren für die Unterstützung der Ausrichtung der World Games in Deutschland ist von Anfang an misslich und unprofessionell durchgeführt worden.“ Verantwortlich oder zumindest entscheidend mitverantwortlich war Torsten Burmester in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des hauptamtlichen Vorstandes. Das schreibt die Ethikkommission zwar so nicht, aber Burmester stand dem hauptamtlichen Vorstand vor. So stellt die Ethikkommission des DOSB fest: „Während die eine Seite – nämlich Karlsruhe – davon ausging und ausgehen konnte, dass wegen der Vorgespräche mit der IWGA eine Art faktische Vorentscheidung für Karlsruhe vorlag, ging die andere Seite – nämlich Hannover – von einem fairen Verfahren ohne jede Vorentscheidung aus.“ Und die Ethikkommission stellt fest: „Dennoch gehört zu einem ordnungsgemäßen Verfahren ein faires und korrektes Vorgehen. Davon kann hier nicht die Rede sein.“
Der entscheidende Kritikpunkt ist, dass die Stadt Hannover nach ihren eigenen Angaben noch 120.000 Euro in die Bewerbung investierte, obwohl beim DOSB und IWGA Karlsruhe bereits festgelegt war. „Der Bericht der eigenen Ethik-Kommission zeigt auf, dass der DOSB unkoordiniert vorgegangen ist und die Stadt Hannover veranlasst hat, vergeblich Steuergelder aufzuwenden“, stellt die Leiterin der AG Sport von Transparency Deutschland, Sylvia Schenk, fest. „Das ist ein Menetekel für die geplante Olympiabewerbung unter Führung des DOSB, dessen Glaubwürdigkeit dadurch angeknackst ist! Schon jetzt haben fünf Städte Gelder für die Olympiabewerbung investiert. Damit dieses Geld gut angelegt ist, muss der DOSB dringend Transparenz und ein sauberes Verfahren für die Olympiabewerbung garantieren!“
In ihrer Empfehlung stellt neben einer mangelnden Abstimmung zwischen der Hauptamtlichen- und der Präsidiumsebene die Ethikkommission des DOSB zudem fest: „Für die Zukunft ist sicher zu stellen, dass zwischen Präsidium und Vorstand und erst recht innerhalb des Präsidiums und des Vorstandes (dies beinhaltet auch Personen, die der Vorstand für die Durchführung von Aufgaben beauftragt) Abstimmungsprobleme vermieden und gegebenenfalls abgestellt werden.“
Burmesters Aufgabe als OB
Das Verfahren um die World Games und die Reaktion des DOSB wirft einen Schatten auf die Bewerbung Burmesters als OB-Kandidat der SPD und das noch an dem Tag an dem er vorgestellt wurde. Nun schreibt der Bericht der Ethikkommission des DOSB nicht Burmester die alleinige Schuld am Versagen der DOSB-Organisation zu, beziehungsweise kann dies durch Schwärzungen im Bericht nicht festgestellt werden. Aber Burmester steht als Vorstandsvorsitzender in der Verantwortung das operative Geschäft zu leiten und dies erfolgreich zu tun. Dass Burmester erfolgreich agierte bescheinigt der Bericht der Ethikkommission nicht. Zudem bewerben sich die anderen DOSB-Vorstände nicht als OB-Kandidaten für die viertgrößte Stadt Deutschlands mit Milliardenetat. Vor diesem Hintergrund, der Präsentation der Köln-SPD des „Machers mit Herz“ und Burmesters markigen Worten zu Köln, Organisation und Entscheidungen werden Fragen in der Stadtgesellschaft laut, ob Burmester eine Verwaltung wie die von Köln leiten und Köln in schwieriger finanzieller Lage führen kann?
Nun liegen noch einige Hürden vor Burmester bevor er OB werden würde. Da sind die SPD-Mitglieder, die ihn zunächst noch als Kandidat auf den Schild heben müssen. Dann muss er die Kölner:innen von sich und der SPD überzeugen.
Eine Frage ist, kannte die Findungskommission der SPD, die Thematik um die Vergabe der World Games nicht? Es gibt eine Welle an Berichterstattung zu der Thematik ab dem 11. November 2024 quer durch die Gazetten der gesamten Republik. Burmester wurde am 22. November 2024 von der Kölner SPD-Spitze vorgestellt, also 11 Tage später. War der Kölner SPD-Spitze diese Berichterstattung egal und warum geht sie mit keinem Wörtchen auf die Vorwürfe ein und entkräftet diese im Vorfeld?
Der grüne Oberbürgermeister Hannovers Belit Onay sagte gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung um den 11. November 2024: „Die Führung des DOSB hat gezeigt, dass sie bereits mit den World Games heillos überfordert ist. Bei dieser Performance muss man leider sagen: Olympia lieber nicht“.
Burmester startet nicht nur mit dieser Bürde als OB-Kandidat, sondern ist in Köln ein Unbekannter mit keiner kommunalpolitischen Erfahrung. Dabei seht die Stadt – positiv formuliert – vor gewaltigen Herausforderungen nicht nur im Bereich städtischer Haushalt, sondern auch bei den Großprojekten oder einer Verwaltung mit mehr als 20.000 Mitarbeitenden.
Den gesamten Bericht der Ethikkommission des DOSB finden Sie hier: Untersuchungsbericht_HW_2024_3__geschwa__rzt_final_.pdf
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